Österreich trauert

Feierliches Requiem für Otto Habsburg in Mariazell

Steiermark
13.07.2011 22:11
Mit einem feierlichen Requiem sind am Mittwoch die Feierlichkeiten für den verstorbenen Otto Habsburg und seine Gemahlin Regina im obersteirischen Wallfahrtsort Mariazell zu Ende gegangen. Rund 1.000 Menschen nahmen an dem vom steirischen Diözesanbischof Egon Kapellari gehaltenen Gottesdienst teil. Die Särge des letzten Kaisersohnes und seiner Frau Regina wurden nach der Zeremonie nach Wien gebracht, wo sie in der Kaiserkapelle der Kapuzinerkirche aufgebahrt wurden.

Gegen 13.50 Uhr kam die Familie Habsburg mit Ottos ältestem Sohn Karl an der Spitze durch das Südportal in die mit rund 1.000 Menschen besetzte Basilika. Fünf Minuten später folgten die mittel- und osteuropäischen Bischöfe und der Wiener Kardinal Christoph Schönborn als persönlicher Abgesandter von Papst Benedikt XVI. 

Kaiserhymne im Orgelpräludium
Im darauffolgenden Orgelpräludium fand sich ein kurzer Anflug der Kaiserhymne "Gott erhalte", bevor der Mariazeller "Hausherr" Pater Karl Schauer das Beileidschreiben des Papstes an die Familie verlas und von einem "langen, erfüllten Leben Ottos" sprach, das u.a. "das Miteinander der Völker" zum Ziel gehabt habe. Außerdem sei Habsburg "ein Mariazeller gewesen, in der wechselvollen Geschichte des Anerkennens und Aberkennens (unter den Nazis, Anm.) seiner Ehrenbürgerschaft".

Bischof Kapellari sprach von Otto Habsburg als einem "herausragenden Politiker, tiefgläubigen Christ und exemplarischen Familienvater", der das Wirken für ein friedliches Miteinander der Völker Europas in den Vordergrund gestellt habe. Neben dem steirischen Altlandeshauptmann Josef Krainer war zu den Feierlichkeiten auch der ungarische Botschafter in Wien, Vince Szalay-Bobrovniczky, sowie der steirische Landtagspräsident a.D. Reinhold Purr und der Bezirkshauptmann von Bruck, Bernhard Preiner, erschienen.

Zahlreiche Menschen erweisen Otto die letzte Ehre
Zuvor hatten bereits zahlreiche Menschen in einem steten Zustrom dem aufgebahrten Ehepaar Otto und Regina Habsburg einen letzten Gruß erwiesen. Menschen trugen sich in das von zwei k.u.k.-Uniformierten flankierten Kondolenzbuch in der Kirche ein, die Särge wurden von sechs Angehörigen von Traditionsverbänden, darunter einem hünenhaften, den Säbel präsentierenden Offizier in Infanterieuniform, bewacht. 

Einige weibliche Angehörige der Familie Habsburg, schwarz gekleidet und mit Kopfschleiern, kniete und betete still in den für die Familie reservierten Bänken vor dem Hochaltar. Sie waren für viele Kirchenbesucher ebenso ein Fotomotiv wie die Ehrenwache. Vor der Abfahrt der Autos der Wiener Bestattung mit den Särgen in die Bundeshauptstadt, folgte noch der "Umgang" um die Basilika - die Särge wurden von Angehörigen der Traditionsverbände getragen. Zahlreiche Schützenkompanien mit Karabinern und Prangerschützen mit Böllerbüchsen standen zum Ende der Zeremonie knapp nach 16 Uhr Spalier.

Särge in Kapuzinerkirche eingetroffen
Gegen 20 Uhr trafen die sterblichen Überreste dann in Wien ein. Die beiden Sargwägen hielten vor der Kapuzinerkirche am Neuen Markt. Auf den Stufen des Kirchenportals warteten fünf Kapuzinermönche, die Hüter der Habsburger-Grabstätte. Zur Linken standen Mitglieder der engsten Familie, als die Särge in aller Stille in die Kirche getragen wurden.

Rund 50 Schaulustige hatten sich am Ort des Geschehens eingefunden. Einige Österreicher waren extra gekommen, um die Ankunft der Särge zu erleben. "Ich habe ihm immer gern zugehört", sagte eine Wienerin. "Ich habe sein Wissen bewundert und seine Art, Politik zu machen." Otto Habsburg und Kardinal Franz König hätten eine Politikergeneration verkörpert, die es nun nicht mehr gebe.

Eine kleine Gruppe italienischer Touristen war ganz begeistert, dass sie zufällig in dem Moment an der Kapuzinerkirche vorbeigekommen war, als die Särge von Otto und Regina Habsburg an ihrer Begräbnisstätte eintrafen. "Sie sind nun gewissermaßen heimgekehrt, wie die Savoyen", meinte einer der Italiener verständnisvoll in Anspielung auf das einstige italienische Königshaus.

Feierlicher Empfang am Dienstag
Am Dienstag waren die Särge des letzten Kaisersohnes und seiner im Vorjahr verstorbenen Frau Regina in Mariazell eingetroffen und aufgebahrt worden. Gegen 16.45 Uhr traf die Familie Habsburg vor der Basilika ein, mit Karl und seiner Ehefrau Francesca Thyssen-Bornemisza sowie Georg Habsburg-Lothringen mit seiner Familie an der Spitze der Trauergemeinde. Wenige Minuten später begannen die Glocken der Basilika zu läuten und einige geistliche Würdenträger, darunter der Mariazeller Benediktiner-Superior Karl Schauer und der Erzabt des ungarischen Pannonhalma, Asztrik Varszegi, schritten aus der Kirche, flankiert von Ministranten mit einer Monstranz und zwei brennenden weißen Kerzen.

Kurz vor 17 Uhr trafen die Wagen der Wiener Bestattung mit dem Särgen von Otto Habsburg und Ehefrau Regina ein: "Das Ganze - habt Acht! Rechts - schaut!", rief der Kommandant der k.u.k.-Traditionsverbände - darunter Dragoner, berittene Artilleristen, Kaiserjäger und auch Schützen, deren Fahnenträger ihre Banner senkten, als die Fahrzeuge langsam vorbeirollten und vor der Basilika hielten. 

Von Stadtkapelle in die Basilika geleitet
Die Stadtkapelle spielte dann das Marienlied "Glorwürdige Königin", bevor die sterblichen Überreste des Sohnes des letzten österreichischen Kaisers und seiner Gemahlin in einem "Pilgerumgang" um die Kirche und anschließend aus dem heißen Sommertag in das halbdunkle, kühle Gotteshaus getragen wurden. Dem Sarg hinterher gingen auch drei berittene Artilleristen, die Auszeichnungen und Orden Otto Habsburgs auf Samtkissen trugen.

Die beiden Särge wurden vor dem Hochaltar aufgebahrt, je drei Kavalleriesoldaten mit roten Hosen, blauen Uniformjacken und ihren charakteristischen Helmen bildeten die Ehrenwache, als erst das Rosenkranzgebet gesprochen und anschließend eine Messe beim Gnadenaltar gelesen wurde (Bilder der Aufbahrung in der Infobox).

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