Neue Prognosen

Landflucht nimmt auch in Zukunft kein Ende

Steiermark
31.05.2022 06:00

Neue Prognosen verheißen nichts Gutes: Die ländlichen Regionen der Steiermark dünnen in den kommenden Jahrzehnten weiterhin massiv aus. In den betroffenen Gemeinden fühlen sich viele Leute im Stich gelassen. Viele sind auf der Suche nach Ursachen und Lösungen...

Die steirische Bevölkerung wird bis 2050 um rund 28.000 Menschen anwachsen. Dieses Wachstum ist aber allein Graz und seiner unmittelbaren Umgebung zu verdanken. Neun der 13 steirischen Bezirke werden in den nächsten drei Jahrzehnten schrumpfen. Der Bezirk Murau verliert jeden sechsten Einwohner, das Murtal büßt jeden zehnten ein. Das stellt die ländlichen Gemeinden vor besondere Herausforderungen.

„Das bedeutet weniger Erträge aus dem Finanzausgleich bei gleichbleibenden Kosten, weil wir ja die Infrastruktur aufrecht erhalten wollen“, schildert Thomas Kalcher, Bürgermeister in Murau, den Kampf gegen Windmühlen. In der Bezirkshauptstadt werden die Folgen der schwindenden Einwohnerzahlen bereits deutlich: Momentan gibt es nur noch einen niedergelassenen Hausarzt. Von den zwei vorhandenen Volksschulen muss man eine bis 2024/25 schließen.

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Leider sind wir bei der Verkehrsinfrastruktur nicht gut aufgestellt. Ich würde mir hier mehr als nur Worthülsen von Land und Bund wünschen.

Thomas Kalcher, Bürgermeister Murau

Das Hauptproblem: Junge Menschen ziehen weg, damit sinkt auch die Geburtenrate. Eine Abwärtsspirale, für die es momentan keine Patentlösung gibt.

Paradebeispiel Eisenerz: Von 12.000 auf 3700
In Eisenerz kennt man das Problem seit Jahrzehnten. Zur Hochblüte in den Sechzigerjahren hatte die Stadt mehr als 12.000 Einwohner. Heute leben nur noch 3742 Menschen dort. Das merkt man am Ortsbild: „Wir haben einen massiven Leerstand. Für uns geht es künftig darum, die Ortsteile, die sehr gut bewohnt sind, zukunftsfit zu halten“, sagt Bürgermeister Thomas Rauninger.

Woran liegt die Landflucht in der Steiermark?  Forscher Rudolf Egger von der Universität Graz sieht einen Grund darin, dass Jobs fehlen. „Viele Junge verlassen ihren Heimatort zum Studieren und kommen nie wieder zurück, weil sie nicht die entsprechenden Jobs finden. Die Eltern sitzen dann in großen und schönen Häusern herum.“ Die Folge: „Es wird nicht jede Schule oder jeder Kindergarten zu erhalten sein. In vielen Bereichen werden Gemeinden zusammenarbeiten müssen. Das ist leider politisch überhaupt noch nicht durchgedrungen.“

Die besten Gegenmaßnahme ist laut Egger: Arbeitsplätze schaffen. „Nicht zu vernachlässigen ist aber auch das Heimatgefühl und Sozialleben. Vereine sind dabei ein wichtiger Faktor.“

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