Steiermark History

Im Beutel aus Katzenfell schimmerten 436 Taler

Steiermark
22.05.2022 14:00

Die Steiermark ist ein guter Boden für Münzfunde: So entdeckte ein Bauer im Zeiringgraben die Schatzkiste eines Schneiders.

„Nach Golde drängt, am Golde hängt, doch alles“, meinte schon Johann Wolfgang Goethe in seinem „Faust“. Dass das glänzende Edelmetall schon seit jeher die Augen der Menschen zum Leuchten bringt, zeigt sich uns beim Besuch des Münzkabinetts im ältesten Teil des Schlosses Eggenberg. Denn hier lagern die bedeutendsten Münzschätze der Steiermark. Gold und Silber, so weit das staunende Auge reicht! Die schweren Eingangstüren hat uns der oberste „Schatzhüter“, Karl Peitler, aufgesperrt. „Der historische Wert der hier gezeigten Zahlungsmittel ist unschätzbar“, schickt der Archäologie-Abteilungsleiter des Joanneums voraus.

Und zeigt uns sogleich die älteste bekannte Goldmünze des Landes, in die das Konterfei des berüchtigten römischen Kaisers Nero eingeprägt ist. Die Meister in Gallien hatten dabei in den Jahren 63 oder 64 n. Chr. hohe Kunstfertigkeit bewiesen: Das Antlitz des Herrschers ähnelt tatsächlich frappant den Büsten Neros. Der Fundort war Wettmannstätten in den 1990er-Jahren.

Ein Straßenmeister zog übrigens auch in Liezen einen so genannten römischen Aureus aus dem Erdreich. Das war im Jahr 1848. Die gelochte goldene Münze zeigt sowohl den damaligen Herrscher als auch den unbekleideten Halbgott Herkules - und wurde wohl eine Zeit lang als Schmuckstück um den Hals getragen.

Die Kelten schufen ihre Münzen aus Silber
Wer waren die Ersten, die in der Steiermark Münzgeld verwendeten? „Die Kelten. Sie schufen die Münzen nach griechischem Vorbild, verliehen ihnen aber ein Aussehen nach der eigenen Gedanken- und Formenwelt“, erklärt Peitler. Ein Exemplar aus dem 1. Jahrhundert v. Chr. zeigt einen abgehackten Kopf mit kurzem, borstigen Haar und durchlaufender Augenbraue. Die Tetadrachme tauchte 1868 im heutigen Slowenien auf. Die Steiermark war nämlich schon immer ein fruchtbarer Boden für wertvolle Funde - im Laufe der Jahrhunderte stießen Archäologen und Hobbyforscher auf fantastische Münzschätze.

1976, Strettweg: Bei Planierungsarbeiten für den Bau der Umfahrungsstraße stießen Arbeiter auf eine Kasse einer kleineren militärischen Einheit der Römer. Darin verborgen: unglaubliche 2912 Münzen. „Vielleicht waren drohende Kampfhandlungen der Grund für das Verstecken des Geldes.“

Vorderladerpistole und Münzschatz in alter Kiste
1952 wollte ein Bauer im obersteirischen Zeiringgraben eine Kiste zu Kleinholz zerhacken. Als er zuschlug, kamen eine alte Vorderladerpistole und ein Brief zum Vorschein. Der Schneidermeister Johannes Fuerholtzer hatte an seine Eltern geschrieben: Er sei wohlauf und habe „sich eine Meisterschaft gekauft“.

Der „getreue Sohn bis in den Tod“ entschuldigte sich, dass er nicht den Rat der Eltern abgewartet habe. „Der Weg ist viel zu weit gewesen.“ Als die morschen Bretter weiter splitterten, entdeckte der Landwirt einen doppelten Boden. Darin versteckt: zwei Beutel aus Katzenfell und einen aus Leder. Als der gute Mann sie öffnete, traute er seinen Augen nicht: Gezählte 436 Münzen aus den Jahren 1659 bis 1788 schimmerten ihm entgegen.

Der Sold eines Soldaten am Dachboden der Kirche
Es war vermutlich ein Soldat, der seinen Jahreslohn - 49 Rechengulden - auf dem Dachboden der Dorfkirche Pickelbach nahe St. Marein bei Graz versteckte. Als 1987 Helfer bei Restaurierungsarbeiten anpackten, stießen sie auf einen Henkelkrug. Im Gefäß steckte ein Leinensack mit einem Anhänger und 355 Münzen aus dem 17. Jahrhundert. „Die Person kam nicht mehr dazu, den Schatz wieder an sich zu nehmen“, so Peitler.

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