Dass es Tirols Tourismus an Fachkräften mangelt, ist bekannt. Und auch um den Nachwuchs kämpft man. Die „Krone“ hat nachgefragt, ob auch an den Schulen ein Rückgang derer bemerkbar ist, die in der Branche Fuß fassen wollen. Das Ergebnis fällt dabei je nach Schultyp sehr unterschiedlich aus.
Anfang Mai wurde bekannt, dass das Innsbrucker Tourismuskolleg wegen zu weniger Anmeldungen kurz vor dem Ende stand. Dann die Rettung: Dank großer Bemühungen kamen doch noch genügend Anmeldungen für eine Klasse zusammen. Und wie sieht es mit dem Andrang auf die restlichen Bildungseinrichtungen für Tourismus aus?
„Wir haben steigende Schüler- und Anmeldezahlen“, ist Sabine Wechselberger, Direktorin der Villa Blanka in Innsbruck, zufrieden. Vor fünf Jahren hatte sie 250 Schüler, heute 270. Ein ähnliches Bild zeichnet Anita Aufschnaiter, Direktorin der Tourismusschulen am Wilden Kaiser: „Letztes Jahr konnten wir eine Klasse zusätzlich eröffnen.“ Auch in der dritten Tourismusschule des Landes in Zell am Ziller hat man keine Probleme. Man gehe davon aus, im Herbst wie üblich mit zwei Klassen zu starten.
Als ich vor rund zehn Jahren in Absam Direktor wurde, hatten wir 1000 Schüler. Jetzt sind wir bei 500.
Christian Turisser-Gala, Direktor TFBS Tourismus in Absam
Berufsschulen haben deutlich weniger Schüler
Ganz anders sieht es an den beiden Fachberufsschulen für Tourismus aus: „Als ich vor rund zehn Jahren in Absam Direktor wurde, hatten wir 1000 Schüler. Jetzt sind wir bei 500“, verdeutlicht Christian Turisser-Gala. Der Lehrkörper sei dadurch von 31 auf 21 geschrumpft. Die TFBS in Landeck besuchten zur stärksten Zeit vor 20 Jahren 1200 Schüler, heute sind es halb so viele. Das sei damals aber ein extremer Ausreißer nach oben gewesen, relativiert Direktorin Martina Bombardelli: Von einer Halbierung könne man daher nicht sprechen. In den vergangenen fünf Jahren sei die Zahl in etwa konstant geblieben. Im Rückgang sieht Bombardelli nicht nur Negatives: „Die Schülerinnen und Schüler sind wertvoller und begeisterter.“
Alois Rainer, Gastronomie-Fachgruppenobmann in der WK, glaubt, dass der Trend weg von der Lehre und hin zur Schule anhalten wird. „Die Menschen wollen ihren Kindern das höchstmögliche Bildungsniveau zukommen zu lassen. Ob das für die Matura spricht oder nicht, ist eine andere Frage.“ Dennoch ist Rainer zuversichtlich: Bessere Arbeitsbedingungen und neue Ausbildungsmodelle sollen den Branchennachwuchs sichern. Die Tourismusschulen würden ebenfalls dazu beitragen, so Rainer.
Sollten unsere Schüler auf ein schwarzes Schaf im Tiroler Tourismus treffen, gibt es dort zukünftig keine Praktikanten mehr.
Sabine Wechselberger, Direktorin Villa Blanka
Abschreckende Praktika möchte man verhindern
Dabei ist nicht garantiert, dass deren Absolventen in der Branche bleiben. In St. Johann fassen rund zwei Drittel im Tourismus Fuß, in der Villa Blanka sollen es ebenfalls recht viele sein. Damit das so bleibt, achten die Schulen darauf, dass die Jugendlichen nicht schon vor dem Abgang abgeschreckt sind. „Einige werden desillusioniert“, spielt Anita Aufschnaiter auf schlechte Erfahrungen im Praktikum an. Um diese zu vermeiden, „besuchen wir die Betriebe und sind in den Ferien durchgehend erreichbar“. Ähnliches an der Villa Blanka: Laut Sabine Wechselberger seien schlechte Erfahrungen hierzulande selten. Aber: „Sollten unsere Schüler auf ein schwarzes Schaf im Tiroler Tourismus treffen, gibt es dort zukünftig keine Praktikanten mehr.“
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