NS-Widerstand

„Ort des Gedenkens“ in Neumarkt eröffnet

Salzburg
07.05.2022 19:00

Die Kunstaktion „Einwurf“ erinnert in Neumarkt am Wallersee an den im KZ internierten Gastwirt Georg Rinnerhalter. Jedes Jahr folgt nun ein weiterer Gedenkort im Bundesland.

Das Land Salzburg errichtet bis 2027 in jedem seiner politischen Bezirke einen künstlerisch gestalteten Ort, der an Widerstandskämpferinnen und -kämpfer gegen den Nationalsozialismus erinnern soll. Am Samstag ist in Neumarkt am Wallersee (Flachgau) der erste von insgesamt sechs „Orten des Gedenkens“ eröffnet worden. Im Mittelpunkt stand dabei die Aktion „Einwurf“ des bildenden Künstlers Bernhard Gwiggner, die an den Gasthausbesitzer Georg Rinnerthaler erinnert.

Der Wirt und Metzger war als führendes Mitglied der „Vaterländischen Front“ in Neumarkt schon früh ins Visier der Nazis geraten. Er wurde gleich am Tag des „Anschlusses“ am 12. März 1938 mit seinem Sohn Johann verhaftet und für ein Jahr lang im KZ Dachau interniert.

Bereits in der Nacht seiner Rückkehr nach Neumarkt im März 1939 schlugen örtliche Nationalsozialisten 51 Fenster seines Hauses ein. Rinnerthaler wurde später aus der Gemeinde vertrieben, er überlebte das NS-Regime. „Die Täter kamen damals nicht von außen, sondern waren Neumarkter, teilweise sogar Verwandte von ihm“, sagte Bürgermeister Adolf Rieger am Samstag.

„Rinnerthalers Rolle zeigt, wie breit gefächert Widerständigkeit war. Er passte nicht in eine Schublade des Widerstands, er war weder links noch besonders katholisch“, erklärte der Zeithistoriker Robert Obermair, der gemeinsam mit seinem Kollegen Albert Lichtblau und der Kunsthistorikerin Hildegard Fraueneder das Projekt leitet. „Er war einer jener, die überzeugt waren, dass dieses Regime und die nationalsozialistische Ideologie in seinen Grundsätzen nichts Gutes waren. Von dieser Meinung ließ er sich auch nicht abbringen.“

Dem Zerschlagen der Fenster an Rinnerthalers Haus war am Samstag auch die Kunstaktion Gwiggners gewidmet. Teilnehmer warfen mit Steinen extra angefertigte Scheiben ein - und nahmen dabei abwechselnd die Perspektive als Täter (als Werfer) und als Opfer (auf der anderen Seite durch eine zweite Plexiglasscheibe geschützt) ein.

Zudem wird ein Motiv von der Verhaftung Rinnerthalers, überblendet von einem eingeschlagenen Fenster, in der Stadtgemeinde verbreitet und noch auf Transparentfolie vervielfältigt. „Die Idee ist, dass die Menschen die Folien in ihre Fenster geben und dadurch der ganze Ort zum Erinnerungsraum wird“, sagte der Künstler.

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