Die Lockerungen der Corona-Maßnahmen läuten den Sommer ein. Nicht überall können diese aber fallen gelassen werden. In Pflegeheimen gibt es weiterhin wenig Entspannung; auf Masken wird man wahrscheinlich langfristig setzen müssen. Christof Zamberger vom Sozialhilfeverband Liezen (Steiermark) mit seiner Einschätzung.
„Krone“: Was wünschen Sie sich vom bevorstehenden Sommer?
Christof Zamberger: Ich wünsche mir, dass das Personal zwei bis drei Wochen im Urlaub Kraft tanken kann. Viele sind bereits an der Belastungsgrenze und darüber hinaus. Wenn Corona im September aus wäre, würden wir nochmals alle Reserven mobilisieren. Aber wir wissen nicht, wann es aufhört. Im Sommer werden wir wieder den Eindruck haben, die Pandemie sei vorbei und uns im Herbst erneut wundern, dass die Schule beginnt und es im Winter kalt wird. Aber wir verlassen uns diesmal nicht auf die Regierenden, sondern bereiten uns vor. Ich kann nur empfehlen, eigene Konzepte umzusetzen; etwa Schulungen wahrzunehmen und mehr Schutzmaterial zu besorgen.
Im Sommer werden wir wieder den Eindruck haben, die Pandemie sei vorbei und uns im Herbst erneut wundern, dass die Schule beginnt und es im Winter kalt wird.
Christof Zamberger
Glauben Sie an eine Normalität in Pflegeheimen?
Es kann nicht so werden, wie es vorher war. Ich hoffe sogar, dass uns die Maske weiterhin begleiten wird. Die Bereitschaft zum Tragen ist zum Glück größer geworden, auch die Händehygiene hat sich verbessert.
Hätten Sie sich auch jetzt weiterhin gewisse Maßnahmen gewünscht?
Schon als zum ersten Mal die Maskenpflicht fiel, war uns klar, was passiert. Ich freue mich zwar fürs Personal, dass es am gesellschaftlichen Leben teilnehmen kann, aber uns hat es schwer getroffen. Und obwohl Testen momentan nicht verpflichtend ist, machen wir es nach wie vor: Nicht mehr so flächendeckend, aber wenn jemand Symptome aufweist.
Wie ist die Situation momentan bei Ihnen im Heim?
Es gibt massive Missstimmungen: beim Personal, bei den Pflegenden und Angehörigen. In manchen Häusern gab es vor Kurzem bis zu 50 Prozent Personalausfälle trotz hoher Durchimpfungsrate. Bereits zehn Prozent sind für uns schon hart: Wir können die Produktion nicht zurückfahren oder Operationen verschieben; wir müssen 24 Stunden alles aufrecht halten. Die Bewohner spüren natürlich die Anspannung und den Stress. Sie werden nicht schlecht gepflegt, aber andere Aktivitäten sind zurückgegangen, etwa das Zusammenzusitzen. Während der Quarantäne gibt es auch keinen Besuch, viele sind einsamer. Auch für Angehörige ist es dramatisch, weil jeder Tag zählt. Es könnte sein, dass sie die eigene Mutter oder den eigenen Vater vielleicht nicht mehr zu Gesicht bekommen.
Wir können die Produktion nicht zurückfahren oder Operationen verschieben; wir müssen 24 Stunden alles aufrecht halten.
Christof Zamberger
Was muss sich ändern?
Es ist an der Zeit, Versäumnisse offen anzusprechen, endlich eine 20 Jahre überfällige Reform umzusetzen. Wir brauchen ordentliche Strukturen und Möglichkeiten, Angehörige auch außerhalb der Heime zu unterstützen. Das verdient unser herausfordernder, aber wunderschöner Beruf. Unserer Tür steht jederzeit offen, um Einblicke und Expertise zu geben.
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