Grazer Uniklinik

Wirbel um Bewerber für hohen Chirurgen-Posten

Steiermark
12.04.2022 06:00

Im Herbst muss ein wichtiger Posten am Uniklinikum in Graz neu besetzt werden. Unter den letzten acht Kandidaten findet sich ein umstrittener Chirurg, der vor drei Jahren wegen Ungereimtheiten bei Operationen gerichtlichen Ärger in Wien hatte. Die Bewerbung sorgt für Aufruhr im Vorfeld des Hearings um die Professur.

An der Grazer Universitätsklinik wird ein neuer Chef für die Allgemeinchirurgie gesucht. Wie das Ö1-Journal am Montag berichtete, gibt es eine brisante Bewerbung um diese hochrangige Position: Ein prominenter Chirurg, dem vor drei Jahren vorgeworfen wurde, über 100 Operationsprotokolle am AKH Wien verfälscht zu haben. Er soll als Operateur eingetragen gewesen sein, die Eingriffe aber gar nicht selbst durchgeführt haben bzw. nicht einmal im OP-Saal anwesend gewesen sein.

Anklage und Diversion
Vor einem Wiener Bezirksgericht kam es damals zu einer Anklage, die mittels Diversion beigelegt wurde. „Im Zuge dessen musste er eine Verantwortungsübernahme abgeben. Diese ist natürlich sehr gut von seinen Anwälten formuliert, heißt aber in Wirklichkeit: Er hat meine Mandantinnen getäuscht. Darüber, dass er sie operieren werde und danach, dass er sie operiert habe“, erklärt Anwalt Timo Gerersdorfer, der damals vier geschädigte Damen vor Gericht vertrat, auf Nachfrage der „Krone“.

Im Zuge der Diversion musste der Chirurg eine Geldbuße von 13.000 Euro zahlen und erstattete die Privathonorare, welche die Damen an den Arzt entrichtet hatten, zurück. „Persönlich entschuldigt hat er sich bei meinen Mandantinnen dafür aber nie“, so Gerersdorfer. Rechtlich war die Causa damit abgeschlossen und der betroffene Chirurg ist somit unbescholten.

Zitat Icon

Er tut so, als wäre er freigesprochen worden und nun das Opfer einer Intrige. Für meine Mandantinnen ist das alles ein schlechter Scherz.

Timo Gerersdorfer, Anwalt

Die Medizinische Universität Wien einigte sich damals mit ihm darauf, dass er am AKH eine Forschungsprofessur übernehmen konnte, allerdings nicht mehr mit Patienten in Kontakt kam. In Graz soll der Chirurg aber auch wieder zurück an den Operationstisch.

In Graz unter den letzten acht Kandidaten
Am LKH-Univ. Klinikum ist ab 1. Oktober Hans-Jörg Mischinger in Pension. In Folge dessen wird die Allgemeine- mit der Transplantationschirurgie zusammengelegt und bildet eine neue Abteilung. Für diese wird ein neuer Leiter gesucht und der Chirurg ist unter den letzten acht Kandidaten.

Rechtlich gibt es keine Probleme mit der Bewerbung, auch einer Bestellung würde nichts im Weg stehen. Die moralische Komponente will man an der Uniklinik aktuell ausblenden: „Das darf in dieser Phase des Berufungsverfahrens kein Kriterium sein, sonst würde man alle anderen Qualitäten hinten anstellen. Es steht aber außer Frage, dass man sich das bei der schlussendlichen Auswahl ganz genau anschauen und bewerten muss“, betonte Rektor Hellmut Samonigg.

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