Robert Heinz

Maler mit Parkinson: „Bin der Krankheit dankbar“

Steiermark
10.04.2022 16:00

Am Montag ist Welt-Parkinson-Tag. Die Krankheit ist zwar unheilbar, doch der Verlauf lässt sich sehr kreativ beeinflussen. Robert Heinz aus Leibnitz etwa hat das Malen für sich entdeckt.

Vor drei Jahren nahm das Leben von Robert Heinz eine unerwartete Wendung. Beim Nordic-Walken bemerkte seine Frau eine Veränderung im Bewegungsablauf ihres Mannes. Zuerst war es der Arm, dann das Bein, das „steif“ wurde. Die Diagnose war eindeutig und ernüchternd zugleich. Der rüstige Pensionist leidet an der unheilbaren „Zitterlähmung“ Parkinson.

„Das Leben ändert sich dramatisch“
„Das verkraftet man anfangs nur schwer, denn das Leben ändert sich dramatisch“, erinnert sich der Wahlsteirer an den Moment der bitteren Wahrheit. „Man kann sehr vieles, was zuvor noch möglich war, nicht mehr tun.“ Das typische Zittern, aber auch das Versteifen der Muskeln und die damit verbundenen Bewegungsstörungen haben enorme Auswirkungen auf das tägliche Leben. An jedem neuen Morgen kann wieder einer der 650 Muskeln im Körper auslassen.

Daran zu verzweifeln oder depressiv zu werden, entspricht nicht dem Naturell des ehemaligen Unternehmers und Biologen. „Viel vernünftiger ist es, nach vorne zu schauen und das Leben unter diesen Umständen neu zu organisieren. Nur nicht aufgeben!“ Auf Anraten seiner behandelten Ärztin können feinmotorische Übungen wie Häkeln oder Stricken das Fortschreiten der Krankheit verlangsamen.

„In der Schulzeit das letzte Mal gezeichnet“
„Ich habe es versucht, aber so richtig konnte ich mich in meinem fortgeschritten Alter nicht für die Handarbeit begeistern.“ Statt Wolle und Garn nahm Robert Heinz ein Stück Papier und einen Zeichenstift zur Hand. „Ich habe zuletzt in der Schulzeit gezeichnet und danach nie mehr.“ Die Hauskatze stand bei der ersten Berührung mit der Malerei geduldig Modell. Aus vielen kleinen, feinen Strichen entstand das Tierporträt, das neben der Staffelei stolz als Erstlingswerk die Wand ziert.

„Zu meiner eigenen Überraschung ist das Bild ganz nett geworden“, schmunzelt Heinz, der erst im Alter von 72 Jahren sein Talent entdeckt hat. Freunde und Bekannte haben ihn zum Weitermachen ermuntert. „Parkinson hat mir eine bislang unbekannte, kreative Seite meiner Persönlichkeit gezeigt, dafür bin ich der Krankheit sogar dankbar“.

Mutiges Bekenntnis zur Krankheit
Die Leidenschaft zum Malen stattet mittlerweile ganze Galerien aus. Die erste große Ausstellung fand im Oktober in der Stadtgemeinde Leibnitz statt, die nächste ist für den Herbst geplant. Der Schritt in die Öffentlichkeit ist auch ein mutiges Bekenntnis zur Krankheit, für die man sich nicht verstecken muss. Ein Fehler, den viele Betroffene machen, denen es schwerfällt, offen mit der Erkrankung umzugehen. Aber es hilft, und es ergeben sich andere Wege, wie es Robert Heinz vorlebt.

Er rückt immer wieder Prominente wie Mick Jagger, John Lennon, Che Guevara oder Karl Marx, aber auch Tiere ins rechte Licht. Dabei kommt es immer wieder zu Zitterpartien: „Meistens funktioniert es mit der ruhigen Hand und den geraden Strichen, wenn nicht, höre ich einfach auf“, gesteht der Hobbykünstler.

Malen ist mehr als nur Therapie
Beim Malen vergisst er die Krankheit. Der 74-Jährige führt das langsame Fortschreiten von Parkinson bei ihm auch auf dieses Hobby zurück - in Verbindung mit den Medikamenten. „Für mich ist Malen nicht nur Therapie, sondern eine große Bereicherung in meinem Leben geworden.“ Mit dem guten Gefühl, zumindest für den Augenblick, selbst eine unheilbare Krankheit besiegt zu haben.

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