Steiermark History

Warum Erzherzog Johann Seidenraupen züchtete

Steiermark
27.03.2022 09:00

Vor 200 Jahren gründete Erzherzog Johann einen landwirtschaftlichen Versuchshof in Graz. Seltene Obst- und Weinsorten sowie Pflanzen aus aller Welt sollten hier gedeihen. Die Versuchsstation für Obst- und Weinbau Haidegg ist heute noch genauso wichtig wie damals.

Es waren Jahrhunderte alte Überlieferungen, nach denen die Landwirtschaft in der Steiermark bis weit in das 18. Jahrhundert funktionierte. Der Wohlstand des Adels basierte auch auf der Ausbeutung der des Lesens und Schreibens unkundigen Bauern, die den Grundherren Arbeitsleistung und Naturalabgaben schuldeten. Erst durch Gesetze aus der Hand Kaiserin Maria Theresias wurden die Landwirte geschützt.

Erzherzog als Modernisierer
Erzherzog Johann ging nicht nur als Freund der Steirer, ihrer Traditionen und des Brauchtums in die weiß-grüne Geschichte ein, sondern auch als großer Modernisierer in den verschiedensten Bereichen. So auch in der heimischen Landwirtschaft. Neben dem Import von Maschinen oder der Einrichtung von Mustergütern setzte der „steirische Prinz“ auf eine wichtige Säule der Erneuerung - einen modernen Versuchshof in Graz. Die Grundstücke dafür kauften die Stände am Eggenberger Feld unweit des heutigen Hauptbahnhofes.

Am Areal entstand eine Obstbaumschule und ein Versuchsfeld - der Startschuss für diesen steirischen „Landwirtschafts-Booster“ fiel vor genau 200 Jahren, am 28. März 1822.

Unter den Adeligen setzte eine Sammelwut ein
Erzherzog Johann definierte den Hauptzweck, nämlich „die vorzüglichen und großteils noch unbekannten, für die verschiedenartigen Verhältnisse und Bedürfnisse der Obstzüchter in der Steiermark tauglichen Obstsorten zu sammeln und diese fortzupflanzen und von da aus im Land zu verbreiten“. Und von da an begann die Sammelwut.

Die steirischen Adeligen machten sich einen wahren Sport daraus, seltene Pflanzenschätze aufzustöbern. In der ganzen Welt hielten sie nach Setzlingen Ausschau und übergaben die grünen Kostbarkeiten stolz ihrem Erzherzog. Himalaja-Gerste, sibirischer Winterroggen, weißer uns gelber Cinquantino, 28 Kartoffelsorten, fünf Maissorten aus New York oder Fisolensorten aus Istrien, Dalmatien und der Toskana - all das landete in Graz.

Die Sammlung wächst und wächst
Erzherzog Rainer, Vizekönig von Italien, schickte Stecklinge der besten Obst- und Rebensorten aus dem kaiserlichen Garten zu Monza, Justizrat Burchardt zu Landsberg schenkte dem Habsburger astrachanische und persische Obstsorten, ein Professor aus Padua venezianische Kern- und Steinobstsorten.

1824 waren schon fast alle „Bänke“ der Baumschule besetzt, der Leiter des Versuchshofs zählte Bäume von 600 Stein-, Kern- und Beerenobstsorten sowie 18.000 veredelte und unveredelte Stämmchen. Der Weinbau innerhalb der Landeshauptstadt mauserte sich ebenfalls heraus: 1826 wurden bereits 44 Rebsorten verzeichnet.

Tüfteln im Geiste des Erzherzogs
„Unvergessen lebt im Volke, der des Volkes nie vergaß“: Diese in ein Weinfass geschnitzte Inschrift erinnert an den großen Gründervater der Versuchsstation Haidegg, die aus dem Versuchshof hervorging. Unter der Patronanz von Abteilungschef Franz Grießer und Referatsleiter Leonhard Steinbauer forscht, probiert und tüftelt man noch heute intensiv im Geiste Erzherzog Johanns. „Unsere Vorgänger machten sogar frühe Versuche mit Seidenraupen, wir erproben auch das Wachstum von Oliven, Kurkuma, Safran oder Knoblauch in der Steiermark.“

„Die Versorgungssicherheit muss uns Mut geben, mehr zu versuchen, um ein breites Lebensmittelangebot zu bekommen - gerade jetzt in Krisenzeiten“, betont in diesem Zusammenhang Agrarlandesrat Hans Seitinger.

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