Beim Steirer-Derby kommenden Sonntag (17) in Liebenau kommt es zum Mali-Duell zwischen Amadou Dante und Hartbergs Youba Diarra. Andreas Schicker schwärmt von beiden Spielern in höchsten Tönen - bei Dante kann er sich schon die Hände reiben. „Er ist ein Projekt“, betonte der Sportchef früher immer wieder. Jetzt ist der Verteidiger laut transfermarkt.at schon 2,5 Millionen Euro wert.
Sturms Andreas Schicker hat seinen Job von der Pike auf gelernt. Während seiner Ära in Wr. Neustadt war der Obersteirer auf dem Papier zwar Sportdirektor des damaligen Zweitligisten, doch im Grunde war er Mädchen für alles. Und daher stand Schicker an einem grauen Wintertag 2018 am Wiener Westbahnhof, um Youba Diarra in Empfang zu nehmen, der kurz davor bei Salzburg unterschrieben hatte.
„Er hat das Leben in Europa überhaupt nicht gekannt“
„Oliver Freund hat mich gefragt, ob er nicht als Kooperationsspieler für uns interessant sei. Natürlich hab ich sofort zugeschlagen.“ Sportlich schlug Diarra gleich ein, mauserte sich ruckzuck zum Stammspieler. Abseits des Platzes war die Eingewöhnungsphase für den Malier um einiges schwieriger. „Er hat das Leben in Europa ja überhaupt nicht gekannt. Ich bin mit ihm einkaufen gegangen und dergleichen, hab mich um ihn gekümmert. Es war eine große Herausforderung, aber ich hab viel gelernt dabei und bin heute dafür dankbar.“
Und auch Diarra, der seit Winter wieder für Hartberg aufläuft, kommt beim Sturm-Sportchef ins Schwärmen: „Andi ist ein Super-Typ. Als ich damals in Wr. Neustadt war, konnte ich nur Französisch. Er hat mit mir jeden Tag über eine Übersetzer-App gesprochen und mich dann auch in einen Deutschkurs eingeschrieben. Auch deshalb kann ich heute die Sprache.“
Der Kontakt ist nie abgerissen. Schicker: „Youba ist vom Typ her wie Amadou Dante - dankbar für alles, bodenständig und lernfähig. Nur schade, dass er durch Verletzungen in den vergangenen Jahren immer wieder zurückgeworfen worden ist.“
Youba ist vom Typ her wie Amadou Dante - dankbar für alles, bodenständig und lernfähig.
Sturm-Sportdirektor Andreas Schicker
Ein Kult-Spruch bei Sturm
Sonntag kommt’s im Derby zum Mali-Duell. Vor dem Sturms Co-Trainer Uwe Hölzl wieder fragen wird: „Dante, samma alle do?“ Und der Verteidiger (der wie Diarra die Yelen-Fußballakademie in Mali besuchte und diesen gut kennt) wird wie immer im breiten steirischen Dialekt antworten: „Jo Trainer, san olle do.“ Der Spruch ist längst Kult bei Sturm.
Auch in Hartberg, wo Dante seine ersten fußballerischen Gehversuche in Europa gestartet hat, erinnert man sich gerne an den sympathischen Afrikaner zurück. „Amadou kam damals als 18-Jähriger zu uns. Ganz alleine, alles war neu für ihn. Aber er hat immer gelacht, ist immer mit einem Grinser im Gesicht durch Hartberg gelaufen“, erinnert sich Wolfgang Kampl zurück.
Amadou hat mich häufig zum Essen eingeladen. Er hat in seinem Zimmer eine Kochnische gehabt. Dort hat er afrikanisch gekocht, dazu haben wir afrikanische Musik gehört.
Hartberg-Vorstand Wolfgang Kampl
Das Hartberger Vorstandsmitglied war für Dante bei den Oststeirern wie ein Ziehvater: „Ich leite das Lehrlingsheim bei uns, Dante hat hier ein Zimmer gehabt. Ich war sein erster Ansprechpartner. Natürlich war die Verständigung anfangs nicht einfach. Aber mit dem Google-Übersetzer haben wir es gut hinbekommen.“
Auf dem Spielfeld Gegener, privat Freunde
Es hat sich eine Freundschaft entwickelt: „Amadou hat mich häufig zum Essen eingeladen. Er hat in seinem Zimmer eine Kochnische gehabt. Dort hat er afrikanisch gekocht, dazu haben wir afrikanische Musik gehört“, so Kampl, der schwärmt: „Dante war sehr ehrgeizig. Er hat ja zunächst ein halbes Jahr gar nicht gespielt. Aber er hat sich durchgebissen und wurde Stammspieler.“
Was Kampl imponierte: „Er hat immer gesagt: ’Luxus ist nicht so wichtig. Ich lebe meinen Traum Fußballer zu sein’. Und genau das zeigt er am Platz. Es ist toll, wie er sich fußballerisch entwickelt hat.“ Und auch wenn sie sportlich morgen im Steirer-Derby Gegner sind - privat sind sie echt gute Freunde geworden.
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