Russland-Sanktionen

Wirtschaft besorgt: „Werden hohen Preis bezahlen“

Steiermark
24.02.2022 06:00

Wladimir Putin hält die Welt derzeit in Atem - vor vier Jahren war er zu Besuch an der steirischen Weinstraße. Traditionell sind die Beziehungen der Steiermark mit Russland gut. Doch die Sanktionen sorgten ab 2014 für gehörige Dämpfer, gerade für die Landwirtschaft. Nun befürchtet die Wirtschaft neue große Probleme. 

Putin? In der Südsteiermark? Bei der Hochzeit einer österreichischen Ministerin? Undenkbar! Der 18. August 2018 belehrte alle eines Besseren. Der russische Präsident kam in die Steiermark, sauste nach Gamlitz, tanzte mit Karin Kneissl - und war wieder weg. „Er hat sich höflich verhalten und perfekt Deutsch gesprochen“, erinnert sich Bürgermeister Karl Wratschko, der den mächtigen Mann damals begrüßte.

Es war übrigens nicht der erste derartige Besuch in der Steiermark. 1960 wurde der damalige sowjetische Regierungschef Nikita Chruschtschow in Graz empfangen. Generell sind die Verbindungen ins östliche Riesenreich traditionell stark, etwa auf kultureller Ebene, aber auch in der Wissenschaft.

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Es muss ja das Wesen einer klugen Außenpolitik sein, Ziele und Wahrnehmungen eines anderen Staates verstehen zu wollen.

Bernhard Harzl (Uni Graz)

Verständnis für „Russland-Versteher“
Österreicher werden wie die Deutschen gerne etwas abschätzig als „Russland-Versteher“ bezeichnet. Ein Begriff, den Benedikt Harzl, Osteuropa-Experte an der Uni Graz, für problematisch hält. „Es muss ja das Wesen einer klugen Außenpolitik sein, Ziele und Wahrnehmungen eines anderen Staates verstehen zu wollen. Das bedeutet keineswegs, die Politik des Kremls zu befürworten.“ Gerade in den vergangenen Tagen habe Österreich eindeutig gegen Russland Position bezogen.

Steirische Bauern verloren großen Markt
Klar ist auch: Sanktionen treffen unser Land genauso. Russland zählt zwar nicht zu den Top-10-Auslandsmärkten der Steiermark, hat aber enormes Potenzial. Die nach der Annexion der Krim 2014 verhängten gegenseitigen Sanktionen trafen vor allem den Landwirtschaftssektor.

„Der russische Markt war vor dem Embargo wichtig, bis zu 6000 Tonnen Äpfel wurden exportiert“, berichtet Manfred Kohlfürst, Obmann des steirischen Obstbauverbands. Zudem überschwemmten plötzlich Unmengen an billigen polnischen Äpfeln den europäischen Markt. „Die Folgen sind Verdrängungswettbewerb und Verschiebung in Richtung Apfelverarbeitung - beides führt zu niedrigen Preisen für die Erzeuger.“

Schweinepreise steigen wegen Ukraine-Krise
Einschnitte gab es auch für heimische Schweinebauern. „Nach Russland konnten Teile exportiert werden, die hier nicht gefragt sind, wie fette Bauchstücke. Dass der Markt wegfiel, hat uns pro Schwein zehn Euro gekostet“, sagt Hans-Peter Bäck von Styriabrid.

Die Schweinebauern kommen auch jetzt in Bedrängnis: Der Konflikt treibt die Getreidepreise (die Ukraine ist viertgrößter Exporteur) massiv in die Höhe. Der Preis für Schweinefleisch steigt daher schon ab heute!

Sorge vor scharfen Sanktionen
Der russische Markt ist für steirische Bauern verloren, da Russland in den vergangenen Jahren die eigene Landwirtschaft stark aufgerüstet hat. „Es gilt nun zu schauen, dass das nicht auch andere Bereiche betrifft“, sagt Robert Brugger, Geschäftsführer des steirischen Internationalisierungscenters. Die wichtigsten steirischen Exportgüter, Anlagen und Maschinen, waren bisher etwa nicht betroffen.

Es will sich derzeit keine steirische Firma zurückziehen, geplante Projekte werden durchgezogen. Bei neuen Vorhaben herrscht aber Zurückhaltung, denn der Ausblick ist sehr unsicher: Die diese Woche von der EU verhängten ersten Sanktionen treffen die steirische Wirtschaft zwar kaum, doch es wird russische Gegensanktionen und dann weitere europäische Sanktionen geben. „Wir werden einen relativ hohen Preis mitbezahlen“, meint Brugger. Bei einem größeren Krieg drohen sogar Riesen-Probleme.

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