Alle am Leben

Höhlenforscher gefangen: Kontaktaufnahme geglückt

Salzburg
18.02.2022 18:10

Seit Donnerstagabend läuft bei der Lamprechtsofenhöhle in St. Martin bei Lofer in Salzburg ein Rettungseinsatz. Drei Forscher aus Polen konnten nicht mehr ins Freie, weil Schmelzwasser in das Gangsystem eingedrungen ist und den Rückweg versperrt hat. Am frühen Freitagabend ist es Rettungstauchern gelungen, Kontakt mit den Forschern aufzunehmen. Nach ersten Erkenntnissen sind die Eingeschlossenen unterkühlt, aber am Leben. Wann sie gerettet werden können, ist jedoch ungewiss.

Es ist die Nachricht, auf die alle sehnlichst gewartet haben: Die drei Forscher, die seit Donnerstagabend in der Lamprechtsofenhöhle in St. Martin bei Lofer festsitzen, leben. Die Rettungstaucher konnten den Kontakt erfolgreich herstellen - die drei Forscher seien leicht unterkühlt und würden jetzt so gut es geht versorgt werden. Der Einsatz ist trotzdem noch lange nicht vorbei: Es ist nämlich unklar, ob die Forscher noch am Freitag aus der Höhle gerettet werden können - der Wasserpegel könnte den Rettern nämlich einen Strich durch die Rechnung machen.

In einer Einsatzleiterbesprechung am Nachmittag skizzierte man drei mögliche Rettungsszenarien: Die erste Möglichkeit wäre von einem weiterhin sinkenden Pegel auszugehen. Eine zweite Möglichkeit wäre ein gleichbleibender Pegelstand, der aber immerhin noch mithilfe von Rettungstauchern ein Rausschwimmen aus der Höhle ermöglichen würde. Das letzte Szenario sieht Rettungstaucher in die Höhle vordringen und lebensnotwendige Utensilien zu den Vermissten bringen. In diesem Fall müsste die Forschergruppe aber weiterhin in der Höhle ausharren.

„Das Wasser sammelte sich in einer Senke, das kann man sich wie einen Siphon vorstellen“, fassen Katastrophenschutzreferent Manfred Pongruber und der Einsatzleiter der Höhlenrettung Salzburg, Gernot Salzmann, das Szenario zusammen. Unterstützung bietet auch die Freiwillige Feuerwehr St. Martin. „Wir beobachten die Lage und behalten den Wasserstand genau im Auge“, so Pongruber und Salzmann.

„Vollprofis und bestens ausgerüstet“
„Wir sind aber optimistisch, weil sie bestens ausgerüstet sind, als Vollprofis mit der Situation umgehen können und es in der Höhle Rettungsnischen mit Decken sowie Notausrüstung gibt. Die drei Männer wollten die tektonische Beschaffenheit der Region erkunden, was in der Höhle genauer zu dokumentieren ist“, weiß Monika Feichtner, Leiterin der Salzburger Höhlenrettung.

Um den Kontakt zur Gruppe - drei Männer zwischen Mitte 20 und Mitte 40 - wiederherzustellen, wurden vier Spezialtaucher der Höhlenrettung angefordert, die gegen 16 Uhr in die Höhle aufgebrochen sind. Am frühen Abend hatten sie schließlich Erfolg - die Forscher leben, sind aber unterkühlt, wurde vermeldet. „Der Wasserstand ist sehr dynamisch. Wir wissen nicht, wann sich die Lage entspannen wird. Der Einsatz kann sich durchaus auch bis kommende Woche ziehen.“ erklärt Manfred Pongruber von der Bezirkshauptmannschaft Zell am See.

Forscherkollege Milosch Dryjanski, der vor der Höhle gewartet und Alarm geschlagen hatte, gibt sich indes zuversichtlich: „Es ist eigentlich keine Rettungsaktion im engeren Sinne. Es wird den Kollegen schon gut gehen. Sie sind bestens ausgerüstet und mit so was rechnet man eigentlich immer.“

Vergleichbare Fälle in der Vergangenheit
In der bisher auf mehr als 60 Kilometern erkundeten Lamprechtshöhle - die Höhle ist auch als Lamprechtsofen bekannt - ist es in der Vergangenheit immer wieder zu ähnlichen Zwischenfällen gekommen. Betroffen war meist der kurze touristisch erschlossene Teil am Höhleneingang - die in den Sommermonaten geöffnete Schauhöhle. So wurden im August 2016 nach starken Regenfällen sieben Menschen - unter ihnen zwei Kinder - in der Höhle eingeschlossen, nachdem im Eingangsbereich das Wasser plötzlich stark anstieg. Unmittelbare Gefahr bestand nicht, die Besucher mussten aber bis zum Absinken des Wassers in der Höhle ausharren.

Im August 2013 saßen gleich 26 Menschen etliche Stunden unter der Erde fest. Auch damals hatte starker Regen den tief liegenden Eingang unter Wasser gesetzt. Die Gruppe - zufällig zusammengewürfelte Familien oder Einzelpersonen vor allem aus Deutschland - kam nicht mehr rechtzeitig ins Freie und musste im Höhleninneren ausharren, bis das Wasser zurückging. Auch im Juni 2002 begann der in der Höhle verlaufende Bach rasch zu steigen, mehrere Besucher wurden vom Wasser eingeschlossen. Eine 62-Jährige stürzte beim Versuch, trotz Überflutung des Weges den Ausgang zu erreichen. Sie zog sich einen Bruch zu. Am Abend konnten alle Besucher die Höhle ohne Gefahr verlassen.

Die Lamprechtshöhle - sie liegt im Gemeindegebiet von St. Martin bei Lofer - ist deshalb mit einem Frühwarnsystem ausgestattet, das Alarm schlägt, wenn der Wasserpegel in der Höhle gefährlich hoch wird. Besucher haben dann in der Regel noch genug Zeit, zum Höhlenausgang zu gehen.

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