Psychologe klärt auf

Corona: Tipps, wie man die Pandemie besser erträgt

Tirol
28.01.2022 20:00

Trotz mancher Hoffnungsschimmer zieht sich die Pandemie. Eine herausfordernde Zeit für die Psyche. Die „Krone“ hat den Innsbrucker Psychologen Oswald Hosny nach Tipps für das Wohlbefinden gefragt.

Die vergangenen zwei Jahre waren wohl für niemanden einfach. Jobverlust, Kurzarbeit, Existenzangst. Kinder, Jugendliche und Studierende im Distance Learning. Sie konnten wichtige Erfahrungen nicht machen. Keine Partys, keine Vereinsabende, keine Konzerte.

Manch einer fühlt sich von der Informationsflut erschlagen. Die Pandemie und das Pandemiemanagement verursachen Ängste, Unsicherheiten und Depressionen. Risse ziehen sich quer durch die Gesellschaft, die Fronten verhärten sich. Pünktlich zu Weihnachten und Silvester verunsicherte dann auch noch eine neue Virusvariante.

So widerstandsfähig die Psyche auch sein mag, vielen geht es langsam doch an die Substanz. Umso wichtiger ist es, auf sich zu schauen.

Psychologe Oswald Hosny (Bild: Jakob Gruber)
Psychologe Oswald Hosny

Psychologe Oswald Hosny gibt im Gespräch mit der „Tiroler Krone“ Tipps. Gleichzeitig stellt er aber auch klar: „Wenn ich zehn Leuten eine Schmerztablette gebe, wirkt sie bei jedem unterschiedlich.“ Schlussendlich brauche es individuelle Beratung, auch die Lebensumstände müssten berücksichtigt werden.

Die Psyche ist vergleichbar mit einem Haus mit Etagen
Er vergleicht die Psyche des Menschen mit einem Haus. Im Keller schlummern die tief sitzenden Sorgen: Angst, nicht geliebt zu werden, nicht genug zu sein oder verlassen zu werden etwa. Im ersten Stock befinden sich die aktuellen Lasten, zum Beispiel Unsicherheit, Ohnmacht, Isolierung, Existenzangst in der Pandemie. „Die Pandemie lockt das Tiefsitzende vom Keller heraus und bringt es zum Vorschein“, erklärt Hosny.

Daher sei nun die Gelegenheit, den Keller zu putzen. Währenddessen könne man versuchen, das, was man nicht ändern kann, erträglicher zu machen. Es heißt also: Ersten Stock aushaltbarer machen, um so zu vermeiden, dass Dinge von dort in den Keller wandern und dort bleiben, sich also manifestieren.

Zitat Icon

Wäre seit zwei Jahren stets Lockdown, dann wäre die Situation noch viel schlimmer.

Oswald Hosny

Wichtig dabei sei es, aktiv zu bleiben: „Wir leben in einer Konsumgesellschaft. Wir setzen uns vor den Fernseher und lassen uns berieseln. Das ist auch okay. Aber man sollte schauen, was man machen kann, um die Zeit sinnvoll zu verbringen.“ Auch wenn es nicht so scheinen mag: Trotz Pandemie sei noch immer viel möglich – gerade in Tirol. „Lockdowns hingegen sind für uns auf Dauer schlecht“, ist sich Hosny sicher. „Wäre seit zwei Jahren stets Lockdown, dann wäre die Situation noch viel schlimmer.“

Dieselben Probleme wie vorher, aber verstärkt
Er hält jedoch auch fest, dass die „Psychiatrien schon vor der Pandemie voll waren. Jetzt gibt es eben Möglichkeiten, dass sie noch voller werden“. Das sieht er auch in seiner eigenen Praxis, die schon vor der Pandemie gut besucht war. Seit Corona kämen die Menschen auch nicht wirklich mit anderen Problemen zu ihm: „Die Probleme sind stärker und öfter geworden.“

(Bild: Krone Kreativ)

Schlussendlich glaubt Hosny: „Die Folgeschäden kommen erst noch.“ Das stimmt mit Aussagen von anderen Experten aus der Psychologie überein. Deshalb sei es Hosny zufolge wichtig, jetzt auf das Wohlbefinden zu achten.

Vielleicht helfen schon ein paar Tipps oder man benötigt professionelle Hilfe. Dafür kann man seit Oktober 2020 etwa bei der Corona-Sorgen-Hotline anrufen. Im November führten die Psychologen dort 381 Telefonate. Das Ziel ist die Deeskalation der akuten Belastungssituation und Erarbeitung von Lösungen. An Wochenenden macht der Psychosoziale Krisendienst auch Hausbesuche.

Es gibt Hilfe. Wählen Sie 0800 400 120 (Corona-Sorgen-Hotline), 142 (Telefonseelsorge), wenden Sie sich an einen Therapeuten oder an die Psychiatrie.

Loading...
00:00 / 00:00
play_arrow
close
expand_more
Loading...
replay_10
skip_previous
play_arrow
skip_next
forward_10
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
explore
Neue "Stories" entdecken
Beta
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.

Tirol



Kostenlose Spiele