Bilanz zum Jagdjahr

Rätsel in Tirol: Wild weg – oder unsichtbarer?

Tirol
27.01.2022 19:00

Die Statistik zum Tiroler Jagdjahr 2021/22 liegt vor. Es wurden die niedrigsten Reh-Abschusszahlen seit 30 Jahren verzeichnet. Die komplexe Ursachenforschung läuft, der Bestand könnte insgesamt gesunken sein. Über dem Lechtal schwebt weiter die TBC-Gefahr.

Schulterklopfen seitens der Politik ernten die Tiroler Jäger vor allem dann, wenn die behördlich vorgeschriebenen Abschussquoten brav erfüllt werden. Hintergrund sind die Seuchengefahr und der Wald, der unter zu hohen Beständen leiden würde. „Die Tiroler Jägerschaft ist um die Erfüllung dieser Quoten bemüht“, nickt der zuständige LHStv. Josef Geisler. Tatsächlich liegt beim Rotwild die vorläufige Gesamterfüllung (Abschüsse und Fallwild) bei 90 Prozent – plus 5 Prozent gegenüber dem Jahr zuvor.

Jäger melden Rückgänge bei Rehen in Revieren
Beim Rehwild sieht die Lage anders aus: Der Gesamtabschuss hat den niedrigsten Wert seit 30 Jahren erreicht! Landesjägermeister Anton Larcher fällt auf: „Viele Jägerinnen und Jäger melden uns einen spürbaren Rückgang in ihrem Revier. Die Bestands- und Abgangszahlen sind seit vier Jahren stetig rückläufig.“

Mit Fachleuten soll dieser Entwicklung nun auf den Grund gegangen werden. Als mögliche Faktoren kommen für Larcher der Klimawandel und dessen Folgen (wie erhöhter Parasitendruck), die starken Schneefälle in den letzten beiden Wintern, Lebensraumverlust und die vermehrte Zuwanderung der großen Beutegreifer in Frage. Seit Jahren thematisiert wird auch die zunehmende Störung des Wildbestandes.

116 von 165 Abschüssen zur TBC-Abwehr erfolgt
In puncto Seuchenbekämpfung ortet Geisler weiteren Handlungsbedarf. Denn im Lechtal wurde 2021 erstmals seit vier Jahren wieder ein Fall von Rinder-Tuberkulose verzeichnet, die Ansteckung durch Rotwild erfolgte vermutlich auf der Alm. In den Jagdrevieren im TBC-Bekämpfungsgebiet im obersten Lechtal wurden 116 von 165 vorgeschriebenen Rotwild-Abschüssen getätigt. Im Vorjahr wurden 130 Stück Rotwild zur Untersuchung auf den TBC-Erreger „Mycobacterium caprae“ in ein Labor transportiert. Die Ergebnisse zur Durchseuchung stehen noch aus.

Schutz- und Ruhezonen sowie ein Gesamtkonzept
Um dem Wild mehr Ruhe zu geben, wurden beim Projekt „Bergwelt Tirol – miteinander erleben“ Schutzzonen in zwölf Tourenregionen fixiert, insgesamt 11.500 Hektar. Bis Jahresende soll nun ein Teil eines „wildökologischen Gesamtkonzepts“ vorliegen. Für Larcher ein Meilenstein: „Dann können landesweit Wildruhezonen umgesetzt werden, dafür haben wir Jahre gekämpft.“

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