Wenig Karten verkauft

Das Grazer Kunsthaus als Millionen-Blase

Steiermark
22.01.2022 07:00

Für die neue Leitung der Einrichtung gibt es nur neun Bewerber. Das ist aber nur eines der Probleme: Die Besucherzahlen stagnieren, knapp 90 Prozent des Budgets sind Subventionen.

Hat Graz seinen Ruf als Kulturstadt verloren? Das fragte die „Krone“ am Freitag. Denn die Zahl der Bewerbungen für die neue Leitung des Kunsthauses - Barbara Steiner wechselte nach Dessau - ist kein Ruhmesblatt für die Murmetropole: Mit nur neun Kandidaten liegt man weit unter der letzten Ausschreibung im Jahr 2015, als wenigstens 34 Bewerber um den Posten ritterten.

Das Kunsthaus war ein „Baby“ des Landes Steiermark, die Regierung beschloss schon im Jahr 1999 den Standort „Eisernes Haus“ unweit der Mur. Seine Errichtung schlug mit 38,43 Millionen Euro zu Buche - um ein Drittel mehr als geplant. Neben Land und Stadt Graz schoss der Bund auch 33 Prozent der Baukosten zu; der Landesrechnungshof ortete in seinem Kunsthaus-Prüfbericht vom September 2021 jedoch eine „Intransparenz“ bei der Drittelbeteiligung aus Wien.

Der Start des Architekturjuwels im Jahr 2003, als Graz Europas Kulturhauptstadt war, war fulminant: Die Steirer gingen „Kunsthaus schauen“, die Besuchermarke von 100.000 wurde überschritten. Im Folgejahr lief es auch noch gut, danach ging es jedoch sukzessive bergab. Die Planzahlen mussten auf 60.000 Gäste jährlich hinuntergeschraubt werden - und nicht einmal diese wurden erreicht. Die clevere „Lösung“ war die Vergabe von Freikarten, 2019 besuchten wieder 78.400 Menschen die Institution. Wermutstropfen: Nur die Hälfe zahlte, der Rest hatte Gratistickets. 2020 folgte Corona-bedingt ein dramatischer Einbruch, 2021 lag man bei einem Besucherwert von 44.600.

Die meisten Ausstellungen sind keine Renner
Auch wenn vergleichbare Häuser in vergleichbaren Städten - etwa das Kunstmuseum Lentos in Linz - ähnliche Bilanzen vorlegen, gäbe es noch Luft nach oben. Das sagen Kritiker, die über „sperrige“, „überkorrekte“ und „wenig gefällige“ Kunsthaus-Ausstellungen klagen. „Populär“ sei was anderes. Das zeigt auch die Vergangenheit: Die Andy-Warhol-Schau in den Jahren 2009/10 war ein starkes Zugpferd, auch die bunte „Congo Stars“-Ausstellung sorgte für Applaus und lockte viele Fans zeitgenössischer Kunst nach Graz.

Kunstfreunde wünschen sich also mehr Geld für „g’schmackige“ Ausstellungen, die die Ticketverkäufe ankurbeln. Und dafür weniger Posten für Günstlinge der Politik, die über viele Jahre hinweg ins Universalmuseum Joanneum, zu dem das Kunsthaus ja gehört, gesetzt wurden.

88,2 Prozent des Budgets sind Subventionen
Wie sieht die Budgetsituation der Kultureinrichtung aus? Dazu sorgte der Rechnungshof für Aufklärung: Der Eigendeckungsgrad im Kunsthaus lag zuletzt nur zwischen 10,6 und 13,4 Prozent - 88,2 Prozent der Aufwendungen mussten folglich durch Zuschüsse finanziert werden. Für den Betrieb zahlen Land und Stadt jährlich fünf Millionen Euro, mit dem Errichtungsbeitrag löhnte das Land in den Jahren bis 2020 61,7 Millionen.

ÖVP-Kulturlandesrat Christopher Drexler hat das Kunsthaus 2019 neu strukturiert und erwartet sich davon nun „weitere positive Effekte“. „Die weitere Attraktivierung wird aber natürlich auch eine zentrale Aufgabe der künftigen Kunsthaus-Leitung sein.“

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