Aktuelle Studie

Kinder machen heute mehr Rechtschreibfehler

Steiermark
13.10.2021 07:30

Dutzende WhatsApp-Nachrichten am Tag, stundenlanges Surfen im Netz: Mit der Jugend und der Sprache geht es den Bach runter. Diese Kritik gibt es seit Jahrhunderten. Eine aktuelle Studie aus Deutschland belegt nun, dass Kinder viel mehr Rechtschreibfehler machen als in den 1970ern. Gilt das auch für die Steiermark?

Der Sprachwissenschaftler Dirk Betzel hat 1000 Texte von deutschen Volksschülern in einem Zeitraum von 40 Jahren erforscht. Sein Ergebnis: 2012 machten Viertklässler mehr als viermal so viele Fehler bei der Groß- und Kleinschreibung wie noch 1972.

Betzels Studie ist im „Dritten Bericht zur Lage der deutschen Sprache“ erschienen. Auch Ursula Bredel von der Universität Hildesheim bestätigt darin: „Volksschüler haben heute einen größeren Wortschatz, während die Sicherheit in der Rechtschreibung zurückgegangen ist.“

„Mündliche Kommunikation ist wichtiger geworden als die Rechtschreibung“
Eine solche Entwicklung gibt es auch in der Steiermark, sagt Karin Landerl von der Universität Graz. Die Linguistin und Entwicklungspsychologin beschäftigt sich damit, wie Kinder Sprache lernen. „Mündliche Kommunikation ist wichtiger geworden als die Rechtschreibung“, erklärt sie im „Krone“-Gespräch. „Wenn der Wortschatz der Kinder größer wird, heißt das nicht zwingend, dass sie mehr Wörter schreiben können. Außerdem verwenden sie viele Fremdwörter, zum Beispiel aus dem Englischen, deren Schreibung anders funktioniert.“

Welche die häufigsten Fehler sind, hängt auch vom Alter ab. „In der Volksschule ist die Groß- und Kleinschreibung eine Herausforderung, weil man dafür einiges an Grammatik-Kompetenz braucht“, sagt Landerl. Und auch bei langen Vokalen hapert’s oft: „Etwa bei Fön und Föhn weiß man nie, welcher der Wind und welcher zum Ausschalten ist.“

Ältere Schüler plagen vor allem Beistriche. „Dafür muss man nämlich wissen, wo ein Nebensatz beginnt.“ Und über alle Altersklassen hinweg hat der Germanist Helmuth Feilke herausgefunden: „Dass“ oder „das“ bereitet den meisten Schreibern Schwierigkeiten.

Gute Rechtschreibung ist auch Glück
Woran liegt es, dass manche Kinder gut und manche schlecht schreiben können? „An der Übung, aber auch an individuellen Gründen. Manche merken sich einfach leichter, wie man etwa schreibt“, sagt Landerl.

Wenn es so weiter geht mit der Rechtschreibung - beherrscht sie dann irgendwann niemand mehr? Die Wissenschafterin will nicht den Teufel an die Wand malen. „Rechtschreiben ist wichtig, aber Lesen ist wichtiger.“ Früher habe man nur in der Schule und vielleicht ein paar Briefe geschrieben - Handy und Computer haben dazu geführt, dass alle viel mehr schreiben. „Dadurch weichen sich Regeln auf, das ist ein Prozess, und das ist gut so. Sprache ist lebendig.“ 

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