Verklagte Zahnärzte

Pfusch am Zahn: Mediziner unter Druck

Steiermark
27.08.2021 06:00

Einen falschen Zahn gezogen oder Schmerzen nach einer „verkorksten“ Wurzelbehandlung  - laut Medizinern sind derartige Probleme nie auszuschließen. Immer öfter hat der Besuch beim Zahnarzt ein gerichtliches Nachspiel.

Beschwerden gegenüber Zahnmedizinern häufen sich aktuell - warum das so ist, erklären zwei Männer vom Fach, Michael Ruckenstuhl und Laurenz Maresch. Für die Experten stößt das Vorgehen des Kärntner Arztes auf großes Unverständnis: „Passieren kann immer etwas, aber kein Arzt würde absichtlich einen Fehler machen“, stellt der Grazer Zahnarzt Michael Ruckenstuhl klar. 

Es gibt jedoch Behandlungen, wo sehr wohl Komplikationen auftreten können, die man nicht ausschließen kann. So lässt sich zum Beispiel oft schwer feststellen, welcher Zahn gezogen werden muss. „Grund dafür ist das Charakteristikum einer Entzündung im Zahn: Man kann sie kaum zuordnen. Bei solchen Fällen handelt es sich aber um Komplikationen im Rahmen einer schwierigen Situation und nicht um eine fahrlässige Behandlung.“ Oft liegt die Ursache für Beschwerden auch in der realitätsfernen Erwartungshaltung der Patienten: „Viele glauben, dass ein zerstörter Zahn noch zu retten ist. In einigen Fällen ist das aber nicht so“, erklärt Ruckenstuhl. 

Vertrauen und Dialog als wichtige Prävention
Wichtig ist es, eine Vertrauensbasis zu seinem Zahnarzt aufzubauen, damit sich der Patient während und nach der Behandlung in guten Händen sieht. Sollte es trotzdem zu Komplikationen kommen, hat man immer noch die Möglichkeit, sich an die Schlichtungsstelle der steirischen Zahnärztekammer zu wenden: „Betroffene können sich nach einer Behandlung bei Problemen kostenlos und außergerichtlich von Experten beraten lassen“, erklärt Kammer-Sprecher Laurenz Maresch. Hier sucht man den Dialog zwischen Arzt und Patient, um diverse Komplikationen zu beheben - ein Service, der gerne genutzt wird: „Allein dieses Jahr hatten wir schon über 20 Fälle, die sich an die Schlichtungsstelle gewandt haben“.

Trotzdem gibt es immer mehrBeschwerden gegenüber Zahnärzten. Dafür gibt es laut Maresch mehrere Gründe. Hauptgründe wären vermehrte Rechtsschutzversicherungen, die die Kosten einer solchen Klage abdecken. Daneben spielt auch die Ästhetik eine große Rolle: „Passt ein neuer Zahn farblich nicht zu 100 Prozent zu dem daneben, wird sofort geklagt.“ Dazu kommt, dass im Mund extrem viele Nerven zusammenfließen, wodurch eine zahnärztliche Behandlung oft mit Schmerzen verbunden ist. „Das führt natürlich zum Ärger der Patienten.“ 

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„Passt ein neuer Zahn farblich nicht zu 100 Prozent zu dem daneben, wird sofort geklagt.“

Zahnarzt Michael Ruckenstuhl

Ein weiterer Grund sind die oft hohen Kosten einer zahnärztlichen Behandlung: „In unsere Branche gibt es häufig Privatleistungen, die die Versicherung nicht übernimmt. Wenn dann etwas nicht vollständig passt, sorgt das für Unmut“, erklärt er. „Natürlich gibt es auchschwarze Schafe, dagegen geht die Zahnärztekammer aber radikal vor.“ Nicht selten kommt es vor, dass Schmerzen nicht ernst genommen werden. Hier empfiehlt er, sich auf jeden Fall eine zweite Meinung einzuholen oder an die Schlichtungsstelle der Zahnärztekammer zu wenden, um eine Klage zu vermeiden.

A. Dettenweitz, K. Löschnig

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