Wenn in der Grazer Landeswarnzentrale das rote Telefon läutet, ist Feuer am Dach: Wie die Behörden reagieren, wenn im Schrottreaktor von Krško ein Atom-Unglück gemeldet wird
Die Mitarbeiter der Landeswarnzentrale hoffen, dass es nie läutet: das rote Krško-Telefon. Der alte Festnetz-Apparat sollte nämlich nur bimmeln, wenn es einen Zwischenfall im AKW nahe der steirischen Grenze gibt. Die Jüngeren von uns kennen die 1980er-Jahre-Modelle mit Wählscheibe zwar nicht mehr, die analoge Technologie hat aber noch lange nicht ausgedient: „Sie ist ausfallsicher. Wir haben hier eine Standleitung zur Nuklearbehörde nach Slowenien, die auch bei Atomunfällen funktioniert. Da müsste schon jemand die Leitung kappen“, erklärt Harald Eitner, Leiter der Katastrophenschutzabteilung des Landes Steiermark.
Wir befinden uns auf einem Lokalaugenschein in der steirischen Landeswarnzentrale, wo alle Fäden zusammenlaufen, wenn’s „brennt“. Also bei Großschadensereignissen, Krisensituationen und dramatischen Unglücksfällen.
Eine digitale Karte zeigt alle Strahlenwerte
Im Gebäude am Grazer Karmeliterplatz haben die zwölf Bediensteten im Schichtbetrieb - sieben Tage pro Woche und rund um die Uhr - auch alle Strahlenmesswerte in Österreich und im benachbarten Slowenien im Blick. Eine digitale Karte auf einem riesigen Bildschirm zeigt die Daten in Echtzeit, 59 der 336 österreichischen Messstationen befinden sich in der Steiermark, flächendeckend in den Bezirken verteilt. Rund um das AKW Krško stehen besonders viele.
Sogar das Reaktorunglück von Fukushima am ,anderen Ende der Welt’ hatte Auswirkungen: Die Strahlung war auf unserem Monitor sichtbar.
Warnzentralen-Chef Günter Hohenberger
Heute ist alles im grünen Bereich. „Sogar das Reaktorunglück von Fukushima 2011 war auf unserem Monitor ,sichtbar’, die Strahlenwerte gingen leicht nach oben“, berichtet Warnzentralen-Chef Günter Hohenberger. Damals herrschte auch Ausnahmesituation im Einsatzraum: „Wir waren rasch mit Hunderten Anrufen konfrontiert, die Menschen waren sehr besorgt.“
Gäbe es eine Nuklearkatastrophe in Krško - der Uralt-Meiler steht in einem gefährdeten Erdbebengebiet - wäre die radioaktive Wolke im schlimmsten Fall in 40 Minuten über der Steiermark. „Dann tritt der Strahlenschutz-Alarmplan in Kraft und ein Maßnahmenpaket wird abgearbeitet. Betroffen wären etwa die Schulen oder die Landwirtschaft“, sagt Harald Eitner.
Hoffen wir, das das rote Telefon niemals klingelt...
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