„Ausverkauf“ empört

Bau-Boom: 5 Fragen an südsteirische Gemeindechefs

Steiermark
27.07.2021 08:00

Droht der Südsteiermark der Ausverkauf? Der Bauboom, häufig ausgelöst durch auswärtige Investoren, spaltet die Bevölkerung und sorgt für hitzige Diskussionen in der Region. Wir haben 4 Bürgermeister nach ihren Meinungen gefragt: „Können Sie den Ärger nachvollziehen?“

Zum einen: Betonlandschaft, Bodenversiegelung und ein Wirtschaftssystem, das auf permanentes Wachstum ausgelegt ist. Zum anderen: Arbeitsplätze, Weiterentwicklung der Region, attraktiver Investoren-Standort. Beim Bauboom prallen die Meinungen aufeinander! Was sagen Gemeindechefs (und ihre Vizes) zur aktuellen Entwicklung?

FRAGE 1: Verspüren Sie mehr Druck durch Investoren von außerhalb der Südsteiermark?

Reinhold Elsnig, ÖVP-Vizebgm. Leutschach: Ja, absolut. Und nicht nur von Investoren, auch von Privaten aus dem In- und Ausland, die Liegenschaften aufkaufen wollen. Der Preis ist dabei nebensächlich.

Karl Wratschko, ÖVP-Bgm. Gamlitz: Die Anfragen um Bauland sind sicher gestiegen, auch für Hotels. Wenn wir touristisch mithalten wollen, brauchen wir eine gewisse Bettenanzahl. Aber: Auf die Qualität kommt es an.

Reinhold Höflechner, ÖVP-Bgm. Strass: Nein. Bei uns ist auch nichts Größeres geplant in nächster Zeit, lediglich kleinere Projekte von Einheimischen. Was die Zukunft bringt kann man jetzt natürlich nicht sagen. 

Johannes Zweytick, ÖVP-Vizebgm. Ehrenhausen: Kein Kommentar - „Alles Blödsinn“, meint Herr Zweytick zum Thema. Wir meinen, dass ein Ortschef die Anliegen „seiner“ Leute nicht so leichtfertig abtun sollte (Anm. der Red.)

FRAGE 2: Wenn Freiland zu Bauland wird: Wurden und werden auch bei Ihnen Fehler beim Flächenwidmungsplan gemacht?

Reinhold Elsnig, Leutschach:
Ich hoffe nicht. Wir haben den neuen Flächenwidmungsplan beschlossen. Tendenziell wurden Umwidmungen eher zurückgenommen - zugunsten von Freiland.

Karl Wratschko, Gamlitz:
Es ist schwierig, Freiland in Bauland umzuwidmen. Ich lege großen Wert darauf, dass Leute, die hier bauen, sich in der Gemeinde einbringen - dann sind sie herzlich willkommen.

Reinhold Höflechner, Strass:
Nein, bei uns ist das auch gar nicht möglich, weil wir ein Landschaftsschutzgebiet sind. Freiland in Bauland umzuwandeln ist demnach in unserer Gemeinde keine Option.

Johannes Zweytick, Ehrenhausen:
Kein Kommentar

FRAGE 3: Können Sie den Ärger der Einheimischen nachvollziehen?

Reinhold Elsnig, Leutschach:
Ja, wenn Preise so steigen, dass sich „Normalsterbliche“ das nicht mehr leisten können - wohin führt das? Zudem fehlt Auswärtigen oft der Sinn für unser Lebensgefühl.

Karl Wratschko, Gamlitz:
Bis zu einem gewissen Grad kann ich das verstehen. Aber mir ist es lieber, wir haben eine gepflegte Landschaft mit gesunden Betrieben, als verwilderte Flächen und verfallene Häuser.

Reinhold Höflechner, Strass:
Bei uns in der Gemeinde gibt es keinen Unmut. Dass die Südsteiermark verbaut wird, goutieren meine Leute aber auch nicht, vor allem, wenn auswärtige Investoren beteiligt sind.

Johannes Zweytick, Ehrenhausen:
Kein Kommentar

FRAGE 4: Wie lösen Sie in Ihrer Gemeinde das zunehmende Verkehrs- und Parkplatzproblem?

Reinhold Elsnig, Leutschach:
Beides haben wir in der Form nicht. Parkplätze sind gegeben. Die Südsteirische Weinstraße ist zu Stoßzeiten leider schon verstopft, aber es gibt Ausweichmöglichkeiten.

Karl Wratschko, Gamlitz:
Diese Probleme sehe ich bei uns nicht. Auf der Weinstraße ist es heute vielleicht sogar besser, weil wir weniger Bus-Tourismus haben. Wir haben auch Gästetaxis eingerichtet.

Reinhold Höflechner, Strass:
Da haben wir keine signifikanten Probleme. Unsere Gemeinde verfügt über ausreichend Parkraum, der nie ganz ausgelastet ist. Und bei uns gilt ein Fahrverbot für Lkw, alles gut.

Johannes Zweytick, Ehrenhausen:
Kein Kommentar

FRAGE 5: Wie viel Tourismus verträgt die Südsteiermark aus Ihrer Sicht?

Reinhold Elsnig, Leutschach:
Das diskutieren wir intensiv. Ich meine, dass vor allem in der Gastronomie und bei Buschenschenken langsames, qualitativ hochwertiges Wachstum nötig wäre.

Karl Wratschko, Gamlitz:
Ich glaube, solange das Verhältnis von Einwohnerzahl und Gästebetten im Einklang ist, gibt es kein Problem. Wir haben bei rund 3000 Einwohnern etwa 1200 Betten. Das passt.

Reinhold Höflechner, Strass:
Sowohl bei Tourismus als auch bei Bauten kann es schon noch mehr werden, aber: Wir brauchen eine maßvolle Weiterentwicklung, in kleinem Rahmen.

Johannes Zweytick, Ehrenhausen:
Kein Kommentar

















 










 


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