"Krone"-Interview

Neo-WK-Boss Josef Herk: Ein uneitler Brückenbauer

Steiermark
05.02.2011 02:21
Das passiert in den politischen Schlangengruben selten bis nie: Über den künftigen Wirtschaftskammer-Präsidenten Sepp Herk fällt am Tag nach seiner Designierung kein böses Wort. Uneitel sei er, ein Brückenbauer, sympathisch, smart mit bestem Auftreten und ein Besonnener noch dazu. Hat die Wirtschaftskammer einen Wunderwuzzi gefunden, schafft es der eloquente Obersteirer, den zerstrittenen Haufen wieder auf Linie zu bringen, die Gräben zuzuschütten? Gerhard Felbinger und Gerald Schwaiger von der "Steirerkrone" haben dem künftigen Präsidenten auf den Zahn gefühlt.

"Krone": Ein Dienstwagen hat Ihren Vorgänger Kopf und Kragen gekostet. Wie werden Sie es damit halten?
Sepp Herk: Schauen Sie, für mich ist ein Dienstwagen ein Büro. Mit einem 2CV wird's nicht so recht funktionieren. Aber eines ist klar: Einen Anspruch auf Statussymbole hab ich nicht.

"Krone": Könnte nicht Ihr Kollege im Amt, Industrie-Präsident Jochen Pildner-Steinburg, Vorbild sein? Der verzichtet auf den Dienstwagen, nutzt seinen Privat-Pkw für die IV.
Herk: Ich sehe das anders. Wenn ich wenige Termine hab, werde ich mich auch in mein eigenes Auto setzen. Wenn ich meine Aufgabe aber ernst nehmen und von Radkersburg bis Krakauschatten unterwegs sein will, brauch ich den Dienstwagen. Schon - siehe oben -, um während der Fahrt arbeiten zu können.

"Krone": Ihr Vorgänger hat die Aufwandsentschädigung - immerhin gut 6.000 Euro - verklausuliert als einen Bettel dargestellt. Ist sie angemessen, zu niedrig oder zu hoch?
Herk: Ich sag Ihnen ehrlich, ich weiß gar nicht, wie viel der Präsident bekommt. 6.000 Euro sind aber nicht wenig, gerade für mich als mittlerer Unternehmer ist das kein Bettelbetrag. Gehalt hat in meiner Entscheidungsfindung aber keine Rolle gespielt: Ich bin am Donnerstag als Spartenobmann von Wien nach Graz gekommen und als Präsident heimgegangen. Da war nicht viel Zeit nachzudenken.

"Krone": Warum braucht ein Teilzeitpräsident überhaupt eine Aufwandsentschädigung? Zumeist sind es ja erfolgreiche Unternehmer, die die Funktion übernehmen.
Herk: Ich verliere mehr Geld, wenn ich nicht in meinem Betrieb bin, als ich jetzt verdienen kann. Außerdem will ich keinen Teilzeitjob machen...

"Krone": Die Kammer hat in den vergangenen Wochen schweren Schaden genommen. Es schaut nach "jeder gegen jeden" aus. Wie wollen Sie den verfeindeten Haufen befrieden?
Herk: Ich bin ein Verbinder, ich mag das gegeneinander Ausspielen nicht. Wir brauchen jetzt Ruhe nach außen hin, und wir müssen das Vertrauen der Funktionäre und Mitarbeiter zurückgewinnen.

"Krone": Es war einmal gute Tradition, dass der Präsident der Wirtschaftskammer Sitz und Stimme im Landtag hat. Das ist seit Längerem nicht mehr der Fall. Streben Sie ein Mandat an?
Herk: Nein, das werd ich nicht anstreben. Ich werd mich auf das Präsidentenamt konzentrieren.

"Krone": Welchen Fehler, den Ihr Vorgänger gemacht hat, werden Sie sicher nicht mehr begehen?
Herk: Das Wichtigste, das ich gelernt hab, ist: Auch wenn man das beste Wahlergebnis hingelegt hat, quasi zum Champions-League-Sieger gekürt wurde, besteht die Gefahr, schon im nächsten Jahr wieder abzusteigen!

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