Kleines Theater

Kult und Kalauer mit dem „Tatortreiniger“

Salzburg
12.06.2021 14:00
Mit dem Spruch „Meine Arbeit beginnt da, wo sich andere vor Entsetzen übergeben“ hat der norddeutsche „Tatortreiniger“ Fernsehgeschichte geschrieben. Im Kleinen Theater ist die Kultserie als Kammerspiel mit heimischem Lokalkolorit zu erleben – eine heitere Gratwanderung zwischen Tiefgang und Schenkelklopfern.

Die von 2012 bis 2019 im deutschen Fernsehen ausgestrahlten 31 Episoden vom „Tatortreiniger“ sind Kult – jede einzelne. Zum einen wegen der genial-skurrilen Drehbücher von Ingrid Lausund (alias Mizzi Meyer), zum anderen wegen Darsteller Bjarne Mädel, dem die Hauptrolle der vielfach ausgezeichneten Serie (u. a. mit dem Grimme-Preis) auf den Leib geschrieben scheint.

Dass der „Tatortreiniger“ nun auch den Weg auf die Theaterbühne gefunden hat, war naheliegend, handelt es sich doch um ein lupenreines Kammerspiel, das mit wenigen Akteuren, aber großem Sprachwitz und humorvollen bis philosophischen Dialogen zu punkten weiß.

Auch im Kleinen Theater Salzburg, in dem man sich eng an drei Episoden der TV-Serie hält, funktioniert das bestens. Urgestein Edi Jäger begeht als Tatortreiniger Schotty nicht den Fehler, den stoischen Bjarne Mädel zu imitieren, sondern befüllt den Stoff in Sprache und Ausdruck mit österreichischem Lokalkolorit. Dabei driftet das Stück einige Male gefährlich in Richtung kalauerndes Volkstheater, doch der Unterhaltungswert stimmt – von Standesdünkeln zwischen „feiner Dame“ und „Putzmann“ über die Begegnung mit einer werdenden Mutter, die ihre politischen Ideologien über den Vornamen des Kindes transportieren möchte, bis zum skurrilen Schloss, in dem man sich nur durch stetiges Reimen dem Fluch einer endlosen Zeitschleife entziehen kann (leider mit einigen Textproblemen bei Darstellerin Anita Köchl).

Der „Tatortreiniger“ im Kleinen Theater – eine heitere Gratwanderung zwischen Tiefgang und Schenkelklopfern.

Thomas Manhart
Thomas Manhart
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