Die steirische Milchwirtschaft appellierte am Mittwoch zum wiederholten Male - diesmal anlässlich des Weltmilchtages am 1. Juni - an die Konsumenten, sich ihrer Entscheidungskraft am Regal des Supermarktes bewusst zu sein. Landwirtschaftskammer-Präsident Franz Titschenbacher präsentierte Ergebnisse eines Store-Checks, wonach bei Eigenmarken von Handelsketten rund ein Viertel aus ausländischer Milch - aus den Niederlanden, Tschechien, Deutschland - hergestellt werde.
Geprüft haben die Store-Checker der Landwirtschaftskammer zwischen 17. und 21. Mai die Herkunft der Milch in Eigenmarken-Butter. Getestet wurden 39 Sorten, davon 27 Eigenmarken-Buttersorten in insgesamt zwölf Märkten von neun Handelsunternehmen. 26 Prozent der Eigenmarken-Butter werde aus ausländischer Milch hergestellt, hieß es.
Anzahl der milchverarbeitenden Betriebe geht zurück
Laut Titschenbacher sei bei Milch der Marktpreis unzufriedenstellend, bei steigenden Futtermittel- und Energiepreisen: „Der erzielbare Milchpreis steht nicht in notwendiger Relation“. Das zwinge Betriebe zum „Größerwerden“, es brauche aber überschaubare Strukturen bei den bäuerlichen Familienbetrieben. In den vergangenen zehn Jahren sei die Zahl der milchverarbeitenden Betriebe in der Steiermark von 5.815 auf 4.055 zurückgegangen. „Die Entscheidung fällt letztendlich beim Einkaufen“, sagte Titschenbacher, der auch Klimaschutzaspekte zu bedenken gab: Ein Kilo Milch bedeute in der Herstellung in Österreich rund ein Kilo CO2, der EU-Schnitt liege bei 1,4 Kilogramm CO2. Ein Grund für den niedrigeren heimischen Wert sei es auch, dass keine Futtermittel aus Südamerika verwendet würden.
Regionalität zählt
Franz Spath von der Berglandmilch berichtete, das vergangene Jahr sei geprägt von rückläufigen Lieferungen an den Gastro-, Hotel und Großküchenbereich gewesen, positiver sei es im Einzelhandelsbereich gelaufen: „Da wird viel Wert auf Regionalität gelegt.“ Einem Wachstum der Betriebe um jeden Preis, um am Weltmarkt mithalten zu können, erteilte Spath eine Absage. Es gebe begrenzende Faktoren wie die Grundstücksgröße sowie einen freiwilligen Verzicht auf gentechnisch veränderte Futtermittel.
„Etikettenschwindel muss aufhören“
Der Obmann der obersteirischen Molkerei (OM), Jakob Karner, selbst Milchbauer in Krieglach, sagte, man habe sehr kleinstrukturierte Betriebe im Vergleich zu EU und Weltmarkt, müsse aber mit deren Preisen mithalten. „Das geht in der Menge nicht, das würde uns in den Untergang führen. Deshalb haben wir seit vielen Jahren eine Qualitätsstrategie eingeschlagen. Der Etikettenschwindel etwa bei Butter muss aufhören, dem Konsumenten muss die Herkunft deutlich gemacht werden“.
Corona hinterließ Spuren
Obmann Andreas Radlingmaier von der Landgenossenschaft Ennstal/Ennstalmilch sagte, die Corona-Krise habe deutliche Spuren hinterlassen. 84 Millionen Kilogramm Milch habe man in Verarbeitung im Jahr, der Export spiele eine größere Rolle. „Da hat es uns erwischt, hauptsächlich bei den To-go-Produkten, wegen des Lockdowns gab es da bis zu 30 Prozent Rückgang“. Man habe reagiert, und etwa kleinere Käselaibe für die Gastronomie hergestellt.
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