Land Steiermark und die FH Joanneum stocken die Ausbildungsplätze für Gesundheits- und Krankenpfleger von 144 auf 216 auf. In Leoben kommt eine zusätzliche Ausbildung. Aber reicht das, um den großen Personalmangel auszugleichen? Nein, sagen Branchen-Experten.
100.000 zusätzliche Pflegekräfte wird es in Österreich brauchen - so lautet die Prognose einer viel zitierten Studie. Um den Bedarf zu decken, haben das Land Steiermark und die Fachhochschule Joanneum Graz am Mittwoch bekannt gegeben, dass sie 72 Studienplätze mehr für Gesundheits- und Krankenpflege anbieten werden. Statt 144 sind es jetzt 216.
„Ursprünglich wären 180 geplant gewesen, aber das Land hat sich entschlossen, den Ausbau der Plätze vorzuziehen“, sagt Institutsleiterin Eva Mircic. Trotzdem gibt es noch immer fast doppelt so viele Interessenten wie Plätze. „2020 hatten wir über 400 Bewerber“, sagt Mircic.
Studium ist noch in der Anlauf-Phase
Wieso also nicht alle aufnehmen? Das ist eine Geld- und Organisationsfrage. Die Studienplätze finanziert das Land. „Und wir sind noch immer mit dem Aufbau beschäftigt. Die Raumressourcen sind eine Herausforderung“, sagt Mircic. Das Studium an der FH gibt es nämlich erst seit 2016, denn da wurde die Pflege „akademisiert“ - das heißt aus einer Diplom-Ausbildung wurde ein Studium.
Neue Ausbildung in Leoben
Damit es vor allem in der Obersteiermark nicht zu Engpässen kommt, hat das Land eine Ausnahme zur Akademisierung beschlossen: Im Frühjahr 2022 startet eine dreijährige Diplom-Ausbildung in Leoben. Anmeldungen sind bereits möglich.
Als Angebot für jene, die ohne Matura in der Pflege arbeiten wollen, wurde 2016 auch die Pflegefachassistenz geschaffen. 500 kostenfreie Ausbildungsplätze an sechs Standorten gibt es dafür, aber nur 338 Interessenten. Für Pflegeassistenz sind es 450 Plätze und 222 Interessenten. Rund 1000 Steirer zusätzlich haben über die Pflegestiftung des Landes eine solche Ausbildung als Umschulung gemacht.
Steiermark ist Schlusslicht im Länder-Vergleich
Reichen all diese Maßnahmen? „Wir sind, was die FH-Plätze angeht, im Bundesländer-Vergleich nach wie vor letzter, das muss man ganz klar sagen“, sagt Waltraud Haas-Wippel, Sprecherin der Gesundheits- und Krankenpflegeverbandes und Pflegedienstleiterin der Geriatrischen Gesundheitszentren der Stadt Graz. „Wir geben den jungen Menschen nicht die Möglichkeit, den Beruf zu ergreifen - und das in Zeiten, wo wird in ganz Europa einen Pflegemangel haben!“
In der Pflegeausbildung schlägt das viel zitierte grüne Herz sehr schwach – es braucht sogar einen Defibrillator, es braucht jetzt Umsetzungskraft.
Pflege-Expertin Waltraud Haas-Wippel
Um den Bedarf zu decken, brauche es vor allem gut ausgebildetes diplomiertes Personal und Spezial-Ausbildungen, meint Haas-Wippel. „Wenn man hier spart, dann kostet das ein Vielfaches.“ Die Qualität der Pflege könne laut Studien sogar die Sterblichkeit von Patienten beeinflussen.
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