Mut und Zuversicht

Steirische Seelsorger: Wie sie die Krise erleben

Steiermark
22.04.2021 07:03

Bei der Krankensalbung auf Covid-Stationen, im Gespräch mit Eltern todkranker Kinder oder als Beistand betagter Heimbewohner - steirische Seelsorger der katholischen Kirche erzählen im Gespräch mit der „Krone“ wie sie die schwere Zeit der Corona-Krise mit den Lockdowns in ihrer spirituellen Arbeit erleben.

Mantel, Plastikschürze, Haube, FFP2-Maske, Schutzbrille, „zwei bis drei Handschuhe übereinander“: Der Grazer Pfarrer Wolfgang Schwarz schildert die Vorbereitung, bevor er auf eine Covid-Station geht. „Eine große Aufgabe, da hineinzukommen und auch wieder herauszufinden.“ Zum Glück ist das freundliche Krankenhauspersonal jedes Mal behilflich.

Gerufen wird Wolfgang Schwarz, wenn es um die Krankensalbung geht. Er war einer von wenigen Priestern, die schon im ersten Lockdown auf den Intensivstationen sein durften. „Weil die Krankenhausseelsorger, die älter waren oder Vorerkrankungen hatten, ausgefallen sind.“

„Ich hatte Vertrauen, dass es gut gehen wird“
Das Schwierige und Belastende für den Priester war das Alleinsein in den Zimmern mit dem Kranken. Mit unbekannten Menschen, ohne Angehörige. „Die wussten nur, dass ein Priester da war, der gebetet und ihren Lieben die Salbung gegeben hat. Ein Trost. Für ihn eine totale Umstellung. “Ich durfte ja nichts mitnehmen, kein Weihwasser, kein Buch. Nur ein paar Tropfen Öl in einem Plastikbecher, der dann entsorgt wurde.„ Angst vor dem Virus hatte er nicht. „Ich hatte Vertrauen, dass es gut gehen wird.“

„Es gab keinen Kontakt, er ist allein gestorben“
Persönlich sehr getroffen hat Wolfgang Schwarz der Tod eines Pfarrgemeinde-Mitglieds. „Er ist plötzlich erkrankt, seine Frau und seine Tochter waren in Quarantäne.“ Zuerst gab es noch telefonischen Kontakt, dann war nichts mehr möglich, kein Abschied. „Er ist wirklich ganz alleine gestorben. Aber das hat sich zum Glück geändert. Dass man, wenn es um Leben und Tod geht, nun Ausnahmen macht.“

Nach Mutlosigkeit neue Hoffnung schöpfen“
Sehr groß war auch die Freunde über die Lockerungen bei den Bewohnern der Caritas-Pflegeheime in Graz-Straßgang und Fernitz, die Otto Feldbaumer als Seelsorger betreut. „Die Isolation und die damit verbundene Einsamkeit waren für alle belastend.“ Mit Balkongottesdiensten, Internet-Videos, aber auch Briefen und Telefonaten versuchten die Seelsorger, die schwere Zeit für ihre hochbetagten Bewohner zu überbrücken.

In diesem Ausnahmezustand hätten die Haus- und Pflegedienstleitungen Großartiges geleistet. „Da war so viel menschliche Kreativität, um würdewahrende Lebensbedingungen zu sichern.“

Etwa als am Valentinstag die Bewohner mit einer Rose überrascht wurden. Oder Musiker vor dem Haus spielten. „Viele meiner Bewohner haben in der Zeit alles durchlebt. Mutlosigkeit, Verzweiflung, aber auch wieder neue Hoffnung zu schöpfen und mutig in die Zukunft zu schauen.“

„Man spürt auch als Zuhörerin die Ohnmacht“
Petra Lackner-Haas stand auch in den Lockdowns uneingeschränkt im Einsatz. Sie ist Seelsorgerin auf der Kinderklinik bzw. der Kinderchirurgie und unterstützt das Mobile Kinderteam Palliativbetreuung. “Wie alle, sind auch Eltern in der schweren Zeit in dieser Ambivalenz gestanden, einerseits bei ihrem Kind sein zu wollen, und gleichzeitig die Sorge zu haben: Könnte ich mich anstecken, könnte ich mein Kind anstecken, wo lauert das nächste Risiko?“

Dazu kamen Existenzängste der Eltern, die plötzlich mit allem allein dastanden. „Gerade bei schwer kranken oder schwerst behinderten Kindern kommen ja täglich Entlastungsdienste ins Haus. Wenn die wegfallen, die Eltern das alleine stemmen müssen und noch Geschwisterkinder da sind, ist das ein Wahnsinn.“

Dann kann man die Verzweiflung der Eltern nur mittragen. Ein offenes Ohr für alle Nöte haben, die im Augenblick besprochen werden wollen. „Man spürt aber auch als Zuhörerin diese Ohnmacht und merkt, wie sie einem selbst hinaufkriecht.“ Aber das sei ja die Aufgabe der Seelsorge: zu bleiben, wenn andere gehen, weil sie es nicht mehr ertragen können.

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