Kasse lehnt ab

Arzt darf Ordination in Saalbach nicht zu Ambulanz erweitern

Salzburg
03.01.2011 19:07
2,5 Millionen Euro hat der Allgemein-Mediziner Dr. Karl Schnell in seine neue Praxis in Saalbach investiert. Mit fünf Behandlungsräumen, darunter ein eigenes Gips-Zimmer für Skiunfälle, bietet Dr. Schnell eine komplette Versorgung an. Nun möchte er die Bewilligung für eine Ambulanz, damit er einen zweiten Mediziner anstellen kann. Die Ärztekammer reagiert zwar positiv, die Kasse lehnt jedoch ab.

Jeden zweiten Tag 24 Stunden durchgehend Dienst als Notarzt, jedes zweite Wochenende in Bereitschaft, jeden zweiten Feiertag zur Stelle - gemeinsam mit Dr. Harald Spatzenegger in Hinterglemm betreut Dr. Schnell das Tal. "Wir sind gut befreundet und ergänzen einander perfekt", schildert Schnell, doch: "Du bekommst die ganze Palette der Medizin von den Patienten serviert."

Breites Spektrum von Einsätzen
An Hand eines Dienstes schildert Dr. Schnell der "Krone" die Serie von Einsätzen: Ein Schwerverletzter nach einem Sturz vom Balkon, eine Intensiv-Behandlung nach einer Gehirnblutung bei einem jungen Patienten, ein allergischer Schock, eine Gallenkolik und eine Augenentzündung durch chloriertes Wasser. Dazu die Skiunfälle. Dr. Schnell: "Viele erscheinen erst in der Nacht, da sie dann Schmerzen verspüren. Oft kommst du bis in der Früh nicht zum Schlafen."

Der Mediziner ist dabei stolz auf die gute Zusammenarbeit mit Dr. Spatzenegger und dem Krankenhaus in Zell am See. Aber: "Ich würde gerne einen zweiten Arzt anstellen, Arbeit ist genug da." Dafür benötigt er eine Bewilligung, um den Neubau zur Ambulanz zu erklären. Kasse und Hauptverband sehen "zu wenig Bedarf". Das lässt Schnell nicht gelten: 2,5 Millionen Übernachtungen im Winter, 500.000 im Sommer, dazu viele ältere Menschen, die Bewohner von Jugendheimen, zwischen 80 und 120 Patienten am Tag.

In fünf Behandlungsräumen wird geheilt
Schon jetzt ist seine Praxis ein medizinisches Zentrum: In fünf Behandlungsräumen wird geröntgt, gegipst und wundversorgt. Sieben Angestellte sind beschäftigt. "Auch ein Apotheker ist ja nicht allein, er kann Pharmazeuten und Helfer anstellen", verweist Dr. Schnell auf ein Beispiel, während sein Handy ihn zum nächsten Einsatz ruft.

Zudem: Die Zahl der Krebserkrankungen nimmt dramatisch zu, diese Patienten brauchen eine besondere psychologische Betreuung. Vergeblich forderte Dr. Schnell statistische Untersuchungen: Wie viele seiner Kollegen vermutet auch er, dass dies Spätfolgen der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl im April 1986 sind. Damals verseuchte radioaktiver Regen weite Teile unseres Bundeslandes.

Lächeln von Patienten "ist der schönste Dank"
Was sein schönster Einsatz in den vergangenen Wochen war, fragen wir ihn, als er von einem neuen Patienten zurückkommt. Er erinnert sich an den Skifahrer, der mit einer Schulterluxation in seine Praxis kam: "Da befreist du einen von furchtbaren Schmerzen, ein Patient, der fast kollabiert, und dann lächelt der übers ganze Gesicht. Das ist der schönste Dank."

von Hans Peter Hasenöhrl, Kronen Zeitung

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