Machbarkeitsstudie

In 60 Jahren kostet Grazer U-Bahn 7,1 Milliarden €

Steiermark
25.03.2021 06:00

Volle Transparenz! Nach heftiger Kritik durch die Opposition geht die schwarz-blaue Rathauskoalition in Sachen Grazer Metro nun in die Offensive. Vor der Gemeinderatssitzung am Donnerstag wird die gesamte Machbarkeitsstudie veröffentlicht. Ab 2030 soll die rund 3,3 Milliarden Euro teure U-Bahn bis zu 200.000 Menschen pro Tag befördern - der Betrieb wird über 60 Jahre mehr als sieben Milliarden kosten. Die „Krone“ kennt die wichtigsten Details der Studie.

Kritik gab es nicht nur an den U-Bahn-Plänen selbst, sondern auch daran, dass die Machbarkeitsstudie „unter Verschluss gehalten“ wurde, wie es die Opposition in Graz ausdrückte. Pünktlich zu den Parteiengesprächen, die am Donnerstag starten, wurde sie nun veröffentlicht. Am Freitag gibt es ein Treffen mit den Umlandbürgermeistern.

Stadtbaudirektor Bertram Werle und Wolfgang Feigl, der Leiter der städtischen Verkehrsplanung, haben die Machbarkeitsstudie schon vor mehr als einer Woche bekommen. Alles sehr fundiert, lautet ihr erstes Urteil. Auch wir haben die 300 Seiten, die heute auf der Holding-Graz-Homepage online gestellt werden, durchstudiert.

Nutzen
Graz ist die am schnellsten wachsende Stadt Österreichs. Laut Prognosen wird die Bevölkerung bis 2030 um fast 50.000 Menschen anwachsen. Schon jetzt ersticken Bewohner vieler Bezirke aber an einer Verkehrslawine - an die 100.000 Menschen pendeln täglich in die Murmetropole ein. Eine Besserung ist nicht in Sicht: Trotz Bim-Ausbaus wird man laut Studie das bereits für 2021 anvisierte Ziel von einem Modalsplit von 24 Prozent (Wege der Grazer Bevölkerung mit den Öffis) nämlich auch im Jahr 2030 nicht erreichen.

Mit den beiden Metro-Linien würden die absolvierten Pkw-Kilometer im Stadtgebiet aber um rund 390.000 Kilometer pro Tag abnehmen. Rund 200.000 Menschen sollen die beiden Metro-Linien pro Tag nutzen. Insgesamt würden, so die Studie, die ÖV-Fahrgastzahlen auf den städtischen Linien um ca. 95.000 Fahrgäste auf knapp 450.000 Fahrgäste pro Tag steigen.

Machbarkeit
Aus technischer Sicht sind laut der Studie keine großen Probleme zu erwarten. Das Erdreich in der steirischen Landeshauptstadt ist sehr gut erkundet. Die Trassen verlaufen zum Teil unter dem Grundwasserspiegel - man muss sich also auf Wassereinbrüche einstellen. Laut dem Bombenblindgängerkataster könnten wie beim Bau der unterirdischen Bim-Haltestelle am Hauptbahnhof, Kriegsmittel auftauchen. Auch die Mur stellt kein Hindernis dar.

Zitat Icon

Die Machbarkeitsstudie ist wirklich fundiert – alles ist ganz detailliert und nachvollziehbar dargestellt.

Wolfgang Malik, CEO Holding Graz

Finanzierung
Bereits bekannt ist, dass die Metro-Infrastruktur mit 3,17 Milliarden Euro zu Buche schlagen wird. Die U-Bahn-Garnituren sollen 160 Millionen kosten, gebraucht werden insgesamt 52 Stück (inklusive acht in Reserve). Auf der Strecke M1 sollen 20 Wagen kurven, auf der Linie M2 24 Garnituren.

Nun, wie finanziert die öffentliche Hand das Fahrvergnügen? Im ersten Jahr sollen 38 Millionen Euro über Ticketverkäufe hereinfließen (53 Cent pro Fahrgast). Durch Werbeflächen in 20 Stationen könnten zusätzlich 624.000 Euro jährlich lukriert werden. Fährt die U-Bahn 60 Jahre lang, kostet der Betrieb 7,1 Milliarden Euro, „reingespült“ werden wieder 3,8 Milliarden (53,4 Prozent Kostendeckungsgrad).

In der Studie gibt’s übrigens einen dezenten Hinweis auf die Wiener U-Bahn-„Steuer“, die die Wiener Betriebe pro Beschäftigtem zu berappen haben. Und wichtig: EU-Förderungen zur städtischen Mobilität. Conclusio der Studie in Sachen Kosten-Nutzen-Rechnung: „Die Wirtschaftlichkeitsanalyse zeigt, dass die geplante Investition für die Stadt Graz als sehr positiv zu bewerten ist.“ Die Wertschöpfung (bei einem Betrieb von 60 Jahren) betrage gesamt 26,1 Milliarden Euro.

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