Der Kufsteiner Kulturverein „Wunderlich“ hätte im Jahr 2020 sein 20-Jahres-Jubiläum gefeiert. Der Kultur-Lockdown machte den Wunderlich-Akteuren aber einen gehörigen Strich durch die Rechnung. In die Online-Welt wollte aber niemand der Verantwortungsträger ausweichen.
Stattdessen feilte man, als Veranstaltungen wieder möglich wurden, an einem ausgeklügelten Sicherheitskonzept. „Im September haben wir dann endlich wieder losgelegt“, verrät Christian Widauer vom Kulturverein Wunderlich. Dass diese Veranstaltungen nicht rentabel sein würden, war ihm damals bereits bewusst. „Es ging aber vielmehr um die Solidarität den Künstlern und unserem Publikum gegenüber“, merkt er an. Später im Herbst sei es aber „mühsam“ geworden. „Maskenpflicht, Ausschank- und Buffet-Verbot haben es uns schwer gemacht“, berichtet Widauer. Kulturgenuss bei Wunderlich-Events sei schließlich stets auch ein Gesamterlebnis, bei dem Essen und Trinken eine nicht unwichtige Rolle spielen.
„Für 2021 ganz normales Programm geplant“
Der neuerliche Kultur-Lockdown beendete diese schwierige Situation schließlich, ohne dass die Kulturverein-Entscheidungsträger selbst eine Entscheidung gegen weitere Veranstaltungen treffen mussten. Zum Gesamterlebnis-Kultur-Regelbetrieb will Widauer jedenfalls so bald wie möglich wieder zurückkehren. „Für 2021 haben wir ein ganz normales Programm geplant“, sagt er. Dieses sei, wie in den letzten Jahren auch schon, wieder „handverlesen“. „Wir legen großen Wert darauf, dass wir die Künstler, die bei uns auftreten, vorher live sehen“, streicht er heraus. Man denke darüber hinaus auch weiterhin „international“ und „vielseitig“.
Keine Option seien, wie schon bisher, etwaige Live-Streams als Alternativ-Lösung. „Das hat auch den pragmatischen Grund, dass wir keine eigene, fixe Spielstätte haben und das Kulturquartier jedes Mal anmieten müssten!“ Darüber hinaus falle aus seiner Sicht zu viel von dem so wichtigen „Live-Erlebnis“ weg. Und: „Die Künstler, die wir holen, eignen sich auch nicht sonderlich gut für Online-Events.“
Bunter Kessel Kultur
Erwarten wird das Publikum, bei dem „Wunderlich“ auf viel Stammpublikum aus Kufstein, aber auch auf Besucher zwischen Innsbruck und München zählen kann, ab Juni wieder ein bunter Kessel Kultur. Beispielsweise Karl Markovics gibt sich mit Bartolomey Bittmann ein textlich-musikalisches Stelldichein und auch Reinhold Messner wird einen seiner begehrten Vorträge halten.
„Wir sind gut aufgestellt“
Angst, dass dann das Publikum ausbleiben könnte oder der Verein demnächst in finanzielle Schwierigkeiten schlittert, hat Widauer nicht. „Wir haben über die Monate gut mit unserem Publikum kommuniziert, etwa mit Newslettern, haben auch bei der Rückgabe der Tickets mit offenen Karten gespielt und auch ein Pressegespräch im Sommer initiiert“, betont er. Darüber hinaus könne der Kulturverein auf „Sponsoren und Kulturförderungen bauen“, führt Widauer aus. „Wir sind gut aufgestellt“, schiebt er nach. Mit diesen Voraussetzungen hofft er, dass es bald wieder Kultur geben wird.
„In solchen Zeiten ist Kultur wichtiger als je zuvor“, ist er sich sicher. Und der über zwei Jahrzehnte bewährte „Wunderlich-Mix“ aus Performances, Konzerten, Kabarett oder Varieté wird wohl seine Wirkung nach dem Kulturlockdown und der langen Kultur-Hungerstrecke mehr als je zuvor entfalten.
Markus Stegmayr, Kronen Zeitung
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