LK-Wahlen

Zillertaler Milchbauer rüttelt am System

Tirol
28.02.2021 11:00

Alfred Enthofer aus Strass im Zillertal will mit dem Unabhängigen Bauernverband (UBV) bei den Tiroler Landwirtschaftskammerwahlen endlich bestehende Strukturen verändern.

Ein Rebell? „Ja, irgendwie schon“, schmunzelt der 63-jährige Milchbauer aus dem vorderen Zillertal nach einigen Sekunden des Nachdenkens, „aber keiner, der alles Bestehende schlechtmacht und niederreißen will“. 24 Jahre lang war Enthofer als Ortsbauernobmann auf der Linie des dominierenden Bauernbundes. Dann fielen ihm die Ideen des Unabhängigen Bauernverbandes (UBV), der bereits in Nieder- und Oberösterreich sowie in Salzburg, Kärnten und der Steiermark kritische Landwirte hinter sich versammelt, auf. Seine Teilnahme an zwei Bundessitzungen bestärkte ihn.

Ohnmacht gegenüber Lebensmittelkonzernen
„Wahlkampf zu machen ist schwierig in Corona-Zeiten, aber 300 Bauern sind zumindest über WhatsApp verbunden“, schildert der Landwirt, der auch sonst alle Hände voll zu tun hat (90 Kühe, 48 Hektar, zugepachtete Höfe im Heimatort Strass und Aschau). Am meisten stört ihn die Ohnmacht der Bauern gegenüber den Lebensmittelkonzernen: „Da wird uns zum Teil sogar angeschafft, dass wir einen Laufstall haben müssen. Dabei geht es bei kleineren Betrieben in engen Tälern doch gar nicht ohne Anbindehaltung, das hat über Jahrhunderte funktioniert.“ Auch dass bei bäuerlichen Produkten wie Holz und Milch seit den 1980er Jahren nur Kaufkraftverluste eingetreten sind, müsse man bekämpfen. Daneben seien auch noch die Einheitswerte der Betriebe, maßgeblich für die Steuern, gestiegen. „Ich kenne Beispiele, wo die Steuerlast durch die neuen Regeln um 40 Prozent stieg. Warum gab es da keinen Aufschrei?“

Keine „Bauernzeitung“ mehr
Generell stört ihn die parteipolitische Färbung der Bauernvertretung. „Der UBV hingegen hat keine Farbe.“ Stolz ist er, dass er bereits zwei weitere Unterländer Ortsbauernobmänner auf seine Seite ziehen konnte. Erste spürbare Konsequenz für die Abtrünnigen: Die „Bauernzeitung“ erhalten sie nicht mehr, obwohl sie den Bauernbund-Mitgliedsbeitrag für 2021 in der Regel schon bezahlt haben. „Auf unsere Nachfrage hin wurde aber die Rücküberweisung zugesichert“, erzählt Enthofer. Das Ziel bei der im März stattfindenden Kammerwahl? „Nur mit einem Mandat hineinzukommen, wäre etwas wenig. Aber alles, was mehr ist, wäre schon ein Erfolg.“

Es gibt 37.296 Wahlberechtigte
Die Mitglieder der Landwirtschaftskammer Tirol sind alle sechs Jahre aufgerufen, ihre Vertretung neu zu wählen. 37.296 Wahlberechtigte werden dabei per Briefwahl zur Urne gebeten. Bei der letzten Wahl 2015 lag die Wahlbeteiligung bei 50 Prozent, dies soll gehalten werden.

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