„Krone“-Spurensuche

Als falsche Pilger Mariazells Schatzkammer leerten

Steiermark
28.02.2021 12:00

Kurz vor Allerheiligen 1988 plünderten Diebe den Kirchenschatz der Basilika Mariazell, Opfergaben von Bischöfen und Kardinälen wurden gestohlen. Der Schaden ging in die Millionen. Bis zum heutigen Tag ist der Goldschatz verschwunden. Die „Steirerkrone“ auf Spurensuche.

„Der Einbruch ist lange her, da war ich gerade einmal 17 Jahre alt“, erzählt uns Pater Michael Staberl, seit 2016 der Superior von Mariazell. Leider gibt es heute keine Zeitzeugen mehr, die die dramatischen Tage der Magna Mater Austriae anno 1988 miterlebt haben. Für uns nimmt sich Pater Michael Zeit, um mit uns darüber zu sprechen, was damals kurz vor Allerheiligen geschah.

„Sie wissen wahrscheinlich als Journalisten mehr darüber als ich“, schmunzelt der frühere Pfarrer des Wallfahrtsortes. Worum es sich beim Diebesgut handelte?„Erbeutet wurden hauptsächlich Schmuckstücke wie Ringe, Kreuze oder Taschenuhren, die Gläubige nach einem erlittenen menschlichen Leid oder aus Dankbarkeit für erlangte Hilfe an die Gottesmutter gespendet haben. Sie sind Ausdruck intensiven Gottesglaubens.“ Der Dank kann ja vielfältig sein: für die Geburt eines gesunden Kindes, eine geheilte Krankheit oder die bestandene Matura.

Auch heute noch pilgern Tausende Wallfahrer aus aller Welt mit sehr persönlichen Anliegen am Herzen in den idyllischen obersteirischen Gnadenort; stets in der festen Hoffnung auf ein Wunder - oder zumindest auf eine seelische Stärkung.

Schatzkammer fast zwei Stunden ausspioniert
Auch Ende Oktober vor 33 Jahren dürften sich zwei Kriminelle als fromme Pilger getarnt haben, um die Nord-Schatzkammer der Basilika auszukundschaften. Fast zwei Stunden lang sollen sie sich den Erzählungen nach darin aufgehalten haben. „So etwas fällt nicht auf, weil wir den Besuchern ja freien Zutritt gestatten“, sagt Pater Michael. Im Vergleich zu früher ist jetzt aber alles videoüberwacht und alarmgesichert.

1988 gab es zwar einen Tür-Alarm- doch die massive Blechtür wurde nicht geöffnet, sondern nur ein Loch hineingeschweißt. Gerade groß genug, um durchkriechen zu können.Man nahm an, dass sich die Golddiebe einsperren ließen.

Schaden betrug damals mehrere Millionen
Danach plünderten die Gauner die Schatzkammer. Sie leerten Schalen voller Ringe in Tiefkühlsäcke(einige wurden am Tatort gefunden) und packten edle Kreuze und Halsketten dazu. Der Schaden betrug mehrere Millionen Schilling. Bis heute gibt es weder Spuren zu den frechen Tätern noch zum geraubten Schmuck. „Es wurde vermutlich alles eingeschmolzen“, glaubt der Superior.

Was auffällig war: Die Kriminellen waren zwar Profis, aber alles andere als Kunstexperten - es waren nämlich Kostbarkeiten von weit höherem Wert in der Kammer verborgen. Dafür hätte man aber entsprechende Abnehmer finden müssen. „Denn die meisten Votivgaben in unseren Schatzkammern besitzen grundsätzlich mehr ideellen als großen finanziellen Wert“, schildert Pater Michael.

Darunter: teure Geschenke von gekrönten Häuptern, Bischöfen, Kardinälen - ja sogar Päpsten. Aber auch von einfachen Familien - als schlichte Dankesgesten.

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