Volksschauspiele 2021

Schauspieler Cirolini: „Telfs, geht´s noch?“

Tirol
23.02.2021 20:00
Der bekannte Tiroler Schauspieler Francesco Cirolini übt Kritik an dem heurigen Programm der Tiroler Volksschauspiele in Telfs. Für ihn ist das größte Theaterfestival im Land nun endgültig zur Geschichte geworden.

Das Rahmenprogramm der Tiroler Volksschauspiele 2021 ist ambitioniert. So will Intendant Christoph Nix dem Publikum unter anderem Fragmente von Alfred Hitchcocks zweitem Film „Der Bergadler“, der 1926 in Obergurgl gedreht wurde und bis heute als Gesamtfilm verschollen gilt, präsentieren. Das Budget für die Tiroler Volksschauspiele 2021 beträgt – wie berichtet – mit neun Hauptstücken knapp 950.000 Euro.

Laut Bürgermeister Christian Härting sind etliche bisherige sowie neue Sponsoren bereits im Boot und andere sollen noch in dieses Boot geholt werden. Mit dem Slogan „Geaht’s no?“ wollen die Verantwortlichen der Tiroler Volksschauspiele Telfs Mut machen – vor allem jenen Menschen, die Theater machen und auch jenen, die das Theater konsumieren.

Harsche Kritik seitens des Schauspielers
„Geht´s noch?“, fragt auch der bekannte Tiroler Schauspieler Francesco Cirolini hinsichtlich des geplanten Gesamtprogramms. Cirolini ist seit Langem als freier Schauspieler in- und außerhalb Tirols tätig und kennt gerade die heimische Theater-Szene so gut wie seine Hosentasche. Deshalb erlaubt sich der Mime harsche Kritik an dem für Telfs geplanten Spielplan: „Am 15. Juli starten die Tiroler Volksschauspiele. Die neue Nix-Ära kann also beginnen. Dabei will er den Klassikern Bühne bieten, der neue Intendant. Man lernt nie aus: Mit einem reduzierten Programm sind eine Million Euro für ein Theaterfestival ein überschaubares Budget?“ Das lässt Cirolini den Kopf schütteln.

Auch dass als „Zugpferd“ der Hader/Dorfer-Klassiker „Indien“ aufgeboten wird, ist für den erfahrenen Theatermenschen unverständlich. Den Rest der vorgesehenen Stücke sieht er in keiner Weise als „ambitioniert“ an, sondern zum Großteil als adaptierte Übernahmen von Christoph Nix aus dem Theater in Konstanz.

„Es werden Stücke als österreichische Erstaufführungen angekündigt, die schon seit einem Jahrzehnt keine mehr sind. Weiters auch Stücke, die erst vor wenigen Monaten auf Spielplänen von Tiroler Bühnen standen“, erklärt Schauspieler Francesco Cirolini.

Hitchcoks verschwundener Film
Zu der Ankündigung, dass im Rahmenprogramm das verschwundene Frühwerk Alfred Hitchcocks „Der Bergadler“, einer der seit Langem am meistgesuchtesten Filme der Filmgeschichte, gezeigt werden soll, das wäre dann für ihn tatsächlich schlichtweg eine weltweite Sensation. Cirolini stellt zudem die Frage in den Raum: Brauch das Land in der größten Krise, welche die Kulturbranche jemals erleben musste, wirklich einen neuen Theaterintendanten für die Tiroler Volksschauspiele? Wobei dieser mit seinem millionenschweren Budget gerade mal neun heimischen Kunstschaffenden einen Sommer-Job gebe.

Hole man allerdings Laiendarsteller von elf Tiroler Laienbühnen und engagiere dazu lediglich zwei Tiroler Profischauspieler, gehe laut Cirolini die Rechnung sicher auf. Wobei laut Intendant Nix den Rest Schauspielschüler erledigen. Die einen für ein Taschengeld, die anderen für eine Aufwandsentschädigung. So, als gäbe es in Tirol keine Schauspieler, die arbeiten wollen oder arbeiten müssen, wenn sie überleben wollen. „Würde einer von uns auch nur annähernd ein derartiges Programm vorstellen, würde er auf gut Tirolerisch in der Luft zerfetzt“, meint Cirolini abschließend.

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