Corona-Impfung

Tiroler ÖVP-Politiker: „Ich bin kein Vordrängler!“

Tirol
21.02.2021 14:00

Der geimpfte ÖVP-Landtagsabgeordnete Alois Margreiter fühlt sich angegriffen, eine grüne Aussage bringt ihn regelrecht in Rage. Er möchte aufklären, aber sich auch entschuldigen.

Drei von 36 Tiroler Landtagsabgeordneten haben bereits ihre erste und auch zweite Corona-Impfdosis erhalten, da sie neben ihrem Politiker-Dasein auch im Sozialwesen tätig sind. Einer von ihnen, VP-LA Alois Margreiter – seit 20 Jahren Bürgermeister der Gemeinde Breitenbach am Inn –, versteht nun jedoch die Welt nicht mehr. Die Zornesröte ins Gesicht treibt ihm eine Aussage vom Grünen Klubobmann Gebi Mair im Gespräch mit der „Krone“: „In der Knappheit zeigt sich der wahre Charakter. Das trifft bei den Impfvordränglern im besonderen Maße zu und ist schon eine moralische Bankrotterklärung.“ Margreiter fühlt sich davon persönlich angegriffen, er weist die Vorwürfe „aufs Schärfste zurück“ und möchte die Causa erklären.

Heimleiter hat Impfdosen bestellt
„Als Bürgermeister bin ich auch für das Sozialzentrum Kundl/Breitenbach und den Gesundheits- und Sozialsprengel Kundl/Breitenbach verantwortlich. Der dortige Heimleiter hat am 7. Jänner 2021 in eigener Verantwortung 117 Stück Einzelimpfdosen (= 24 Durchstichflaschen) für 55 Bewohner und 62 Mitarbeiter des Sozialzentrums sowie am 8. Jänner 2021 insgesamt 40 Stück Einzelimpfdosen (= acht Durchstichflaschen) für 30 Mitarbeiter des Sozialsprengels und zehn Klienten der Tagesbetreuung bestellt“, erklärt Margreiter.

Bei der ersten Impfung am 15. Jänner seien aber tatsächlich nur 98 Prozent der Bewohner und 80 Prozent der Mitarbeiter geimpft worden. Und vom Sozialsprengel haben sich von den 30 angedachten Mitarbeitern und zehn Klienten letztlich nur 16 Mitarbeiter und vier Klienten impfen lassen.

„Beträchtliche Anzahl an Dosen ist übrig geblieben“
„Durch diese 20 Prozent weniger Impfwilligen bei den Mitarbeitern im Sozialzentrum und den 16 statt 30 impfwilligen Mitarbeitern des Gesundheits- und Sozialsprengels Kundl bzw. den vier statt zehn impfwilligen Klienten der Tagesbetreuung ist eine beträchtliche Anzahl an Impfdosen übrig geblieben. Zudem war laut Hersteller mit fünf Dosen pro Durchstichflasche zu rechnen. Doch bei der tatsächlichen Impfung zeigte sich, dass sieben Dosen pro Durchstichflasche zu entnehmen waren“, sagt er.

Die Heimleitung habe in der Folge mit den für das Altersheim zuständigen drei niedergelassenen Ärzten vereinbart, dass die übrigen Impfdosen von rund 90 Stück zu jeweils einem Drittel auf diese aufgeteilt werden und dass diese drei Ärzte nach ihrer fachlichen Entscheidung die Verimpfung dieser sonst zu vernichtenden Dosen vornehmen.

Telefonische Kontaktaufnahme seitens Sprengelarzt
„Die Mediziner haben somit ohne mein Zutun entschieden, dass der Vorstand des Sozialzentrums mit diesen freien Dosen geimpft werden soll und die weiteren Dosen an Patienten nach ihrer Wahl verimpft werden. Daher wurde ich am 15. Jänner 2021 von einem Sprengelarzt telefonisch verständigt, dass ich meine Corona-Impfung entgegennehmen soll“, schildert Margreiter.

Erste Impfung am 15. Jänner, zweite Impfung am 5. Februar
Er habe geantwortet, dass er noch nicht an der Reihe sei. „Daraufhin betonte er, es liege in seiner fachlichen Entscheidung, dass ich geimpft werde, weil dies durch meine soziale Tätigkeit eindeutig gerechtfertigt sei. Somit habe ich am 15. Jänner die erste und am 5. Februar die zweite Impfung erhalten“, sagt Margreiter.

Diese Details beweisen in seinen Augen eines klar: „Ich habe mich weder vorgedrängt noch meinen Hausarzt gebeten, mich so rasch als möglich zu impfen. Und ich habe auch nicht zu verantworten, dass Impfdosen übrig geblieben sind bzw. dass die drei zuständigen Hausärzte die Entscheidung getroffen haben, diese Impfdosen nach ihrem Ermessen zu verimpfen. Ich bin als Politiker seit 30 Jahren für die Menschen und nicht für den eigenen Vorteil da, wie es Kollege Gebi Mair bezeichnet. Ich habe auch keinen Mangel an Moral.“

„Dafür möchte ich mich entschuldigen“
Margreiter lasse nur einen Fehler gelten: „Nämlich den, dass ich der Aufforderung meines Hausarztes gefolgt bin. Dafür möchte ich mich entschuldigen, weil ich mich als Politiker nicht auf die ärztliche Schweigepflicht berufen kann.“

Einen durchaus interessanten Seitenhieb in Richtung des grünen Klubobmann kann er sich zum Abschluss nicht verkneifen: „Wenn Kollege Mair gar so auf die Moral aus ist, dann könnte ich ihm eine grüne Kommunalpolitikerin nennen, die auch geimpft ist!“ Was da wohl noch so alles ans Licht kommen wird.

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