14.02.2021 08:00 |

Flächenverbrauch hoch

Verbauung: Wird die Steiermark zur Beton-Wüste?

3,9 Hektar Boden werden im Schnitt tagtäglich in der Steiermark verbaut - das sind mehr als fünf Fußballfelder, wie der Flächenreport des WWF zeigt. Das hat dramatische Auswirkungen auf Menschen, Umwelt, die Landwirtschaft - und treibt den Klimawandel voran.

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Was einmal Acker war, weicht Wohnungen, Gewerbeflächen oder Straßen. Seit Jahren ist die Steiermark im Bundesländer-Vergleich der traurige Spitzenreiter beim Bodenversiegeln, wenn auch die Zahlen leicht rückgängig sind. 3,9 Hektar wurden 2019 täglich verbaut, insgesamt sind das 1423 Hektar. 40 Prozent davon verschwinden dauerhaft unter Beton oder Asphalt. Im zweitplatzierten Oberösterreich sind es „nur“ 2,1 Hektar am Tag.

Selbstversorgung steht am Spiel
Die Konsequenzen sind katastrophal, wie Kurt Weinberger von der Österreichischen Hagelversicherung weiß. „Immer weniger Boden bedeutet, dass wir unsere Selbstversorgung mit Lebensmitteln gefährden - und die Pandemie hat gezeigt, wie wichtig sie ist“, sagt der Experte. „Wenn wir so weitermachen, gibt es in 200 Jahren keine Agrarflächen mehr.“

Weniger Boden treibt den Klimawandel an
Auch durch den Klimawandel verlieren wir landwirtschaftlich nutzbare Flächen - und der wird vom Verbauen wiederum vorangetrieben. Woran das liegt, weiß Maria Schachinger, Sprecherin für Bodenschutz beim WWF. „Durch Zersiedelung brauchen die Menschen eher ein Auto. Und das verursacht Treibhausgase.“

Auch die Auswirkungen des Klimawandels werden spürbarer: „Ein intakter Boden ist wie ein Schwamm. Das ist wichtig für den Katastrophenschutz, denn bei Starkregen kommt es durch Verbauung eher zu Hochwasser.“ Plus: Die Städte werden immer wärmer.

Das nächste Problem: „Die Biodiversität geht verloren - man muss bedenken, dass es in einer Handvoll Erde eine Milliarde Lebewesen gibt. Großflächig kann man das nicht mehr rekultivieren“, sagt Weinberger. Das bestätigt auch Schachinger vom WWF. „Tiere und Pflanzen verlieren ihre Lebensräume. Außerdem braucht es Jahre, um einen ordentlichen Humus-Aufbau zu schaffen.“

Für Weinberger ist die Lage zusammengefasst klar: „Das ist eine fahrlässige Gefährdung der nachfolgenden Generationen.“

Zersiedelung als großer Flächenfresser
Aber woran liegt es eigentlich, dass in der Grünen Mark so viel Boden dem grauen Asphalt weicht? „Der Wohnbau ist der wichtigste Faktor“, weiß Weinberger. Stichwort: Zersiedelung. „Die Gemeinden finanzieren sich durch die Kommunalsteuer. Deswegen ist jeder um Zuzug und Umwidmungen von Flächen bemüht“, sagt der Experte. Er plädiert dafür, die Kommunalsteuer auf Bundesebene zu verschieben und das Geld dann nach anderen Kriterien zu verteilen. Schachinger teilt diese Meinung: „Die Kommunalsteuer treibt die Zersiedelung an.“

Weitere Flächenfresser: Gewerbe- und Industrieflächen, Parkplätze, Straßen.

Eine andere Möglichkeit wäre es, dem Land bei der Raumplanung mehr Kompetenzen einzuräumen. Die zuständige Landesrätin Ursula Lackner (SPÖ) verweist auf einige Initiativen: „Wir bündeln Siedlungsschwerpunkte und forcieren eine nachträgliche Verdichtung in den Gemeinden. Die Ortskernsanierungen unterstützt das ebenfalls. Im Regierungsprogramm wurde die Novellierung des Raumordnungs- und des Baugesetzes festgelegt.“

Experten für strikte Maßnahmen
Die Experten fordern weit strengere Maßnahmen: „Ein absoluter Verbauungsschutz von landwirtschaftlichen Flächen wäre nötig“, sagt Weinberger. Auch wichtig: sanieren und in die Höhe statt in die Breite bauen.

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