Ein Jahr Mini-Betrieb

Busunternehmer: Geparkte Flotte zehrt am Gemüt

Tirol
08.02.2021 19:00
Still stehende Räder kennzeichnen die Tiroler Busfirmen – auch bei Stefan Rietzler in Ried im Oberinntal bedroht Corona die Erfolgsgeschichte.

Dasitzen und nicht so recht wissen, was tun – das kannte ich noch nie, das zehrt an den Nerven“, beschreibt Stefan Rietzler seinen Gemütszustand. Sämtliche Ordner sind sortiert, die Ablagen erledigt. Zwölf seiner 15 Busse stehen abgemeldet und ohne Kennzeichen auf dem Areal, ebenso die rund 30 Taxifahrzeuge seiner zweiten Gesellschaft. Grüne Nummerntafeln im Büro zeugen davon, dass er mit einem Rest von Optimismus zuletzt zwei Elektrotaxis kaufte, die vorerst ebenso nicht gebraucht werden. „Wir haben 90 Prozent Ausfall, ein kleiner Trost ist der Zuschlag für die Postbuslinie Landeck-Serfaus“, schildert der zweifache Familienvater.

Chef mit erst 19 Jahren
Sein Unternehmen ist eine Erfolgsgeschichte mit traurigen Einschnitten: Weil sein Vater mit 67 Jahren verstarb, musste Stefan mit erst 19 Jahren in die Fußstapfen treten. Da wird man schnell erwachsen, die Flotte wuchs und wuchs, ein gesunder Betrieb. Rundreisen, Ausflugsfahrten, Flughafentransfers, Taxis in der starken Tourismusregion Serfaus-Fiss-Ladis – das waren feste Standbeine. „Ein Jahr hat nun fast alles zunichte gemacht“, stöhnt Rietzler. Aus 30 Fahrerjobs wurden zehn, von drei Büro-Arbeitsplätzen ist nur mehr der Chefsessel besetzt.

Wertverlust bei Flotte
Still stehende Fahrzeuge verschlingen Geld: „Der Wertverlust in einem Jahr beträgt fast eine Million Euro“, rechnet der Unternehmer vor. Dass man die Busse einmal pro Woche bewegen muss (damit Bremsen nicht einrosten usw.) kostet Treibstoff. „Außerdem haben meine zwei Mechaniker die Flotte großteils sinnlos auf den Sommer umgerüstet, dann wieder für den ausgefallenen Winter.“ Zorn auf die Politik? „Nein, doch ich will Planbarkeit!“ An Hilfe erhalten hat er den Umsatzersatz für November, der Zuschuss Fixkosten II soll ab Juni ausbezahlt werden. Die leise Hoffnung richtet sich an die Sommersaison - wenn die traditionell ältere Buskundschaft geimpft ist und vielleicht reisen darf. Rietzler ist aber Realist: „Mit einem Normalzustand rechne ich frühestens Mitte des nächsten Jahres.“

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