Prozess gestartet

Tirol: Sabotage bei der Arzneimittel-Produktion?

Tirol
29.01.2021 13:00

Mysteriöse Vorfälle in der Antibiotika-Produktion von Sandoz im Tiroler Kundl führten nun zu einem Prozess am Innsbrucker Landesgericht. Laut Anklage soll eine Mitarbeiterin absichtlich Phiolen verunreinigt und damit unbrauchbar gemacht haben. Das Unternehmen will 1,5 Millionen Euro Schadenersatz! Patienten waren nie in Gefahr.

Die eigenartigen Vorkommnisse zwischen 9. Dezember 2019 und 28. Jänner 2020 führten zu intensiven firmeninternen und polizeilichen Ermittlungen. Letztlich wurde eine junge Mitarbeiterin angeklagt. Die vorgeworfene Sabotage gilt strafrechtlich als eine Sachbeschädigung – es gilt die Unschuldsvermutung. Verteidiger Hubert Stanglechner bezeichnete die Vorwürfe beim Prozessauftakt als nicht nachvollziehbar: „Es handelt sich um eine fleißige junge Frau, es besteht doch gar kein Motiv.“

Verunreinigte Phiolen in der Nachtschicht
Was war passiert? In drei Nachtschichten, in denen die Angeklagte Dienst hatte, deckte ihre Sichtkontrolle plötzlich Plastikpartikel in den Phiolen mit dem Antibiotika-Pulver auf. „Ich habe gesehen, dass die Phiolen außen verstaubt waren, dann sah ich auch innen die Verschmutzung und habe die Produktion gestoppt“, sagte die Mitarbeiterin gegenüber Richterin Heide Maria Paul. Der Sandoz-Anwalt betonte, dass man zur Vorsicht sämtliche Chargen, die im Zeitraum produziert wurden, in denen die junge Frau Dienst hatte, vernichtet habe. Daher fordert das Unternehmen den Verkaufswert der Präparate von der Angeklagten ein – konkret 1,537.198 Euro!

Beweise fehlen, aber Indizien vorgebracht
Was spricht gegen die junge Mitarbeiterin? Ein Vorgesetzter betonte, dass sie die einzige war, die bei allen drei Vorfällen Dienst hatte. Bei ihren Schuhen in der Garderobe fanden sich verdächtige Plastikpartikel. Tatsächlich ein Indiz – „oder wollte jemand meine Mandantin damit belasten?“, stellte der Verteidiger eine Intrige in den Raum. Eher im Subjektiven anzusiedeln ist die Beobachtung, dass die Angeklagte bei der Aufdeckung der Verschmutzungen „fast gegrinst“ hätte, während alle anderen „betrübt dreingeschaut“ hätten.

Verteidiger beantragte Sachverständigen
Der Prozess wurde auf 22. Februar vertagt. Der Verteidiger beantragte einen Sachverständigen, der klären soll, ob die Fremdkörper auch durch die Produktion in die Phiolen gelangt sein könnten.

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