Baustelle Nummer 1: Der Vorstand. Markus Jochum ist erst seit Juni dieses Jahres an der Spitze. Er folgte Hannes Gruber nach, der von 2003 bis 2009 im Amt war. Laut Jochum ist der Expansionskurs, der unter dessen Ägide gefahren wurde, der Grund für die derzeitigen Kalamitäten. Klar, dass auch die damaligen Stellvertreter Werner Pfeifer und Günther Unterleitner (Kreditchef) irgendwann gehen mussten. Mit Ende dieses Jahres ist es nun so weit. Ihre Verträge laufen allerdings bis 2012, es sind also fette Abfindungen nötig.
Baustelle Nummer 2: Die Bank-Strategie. Die Hypo hat in den vergangenen Jahren einige risikobehaftete Unternehmungen im Ausland finanziert, Stichwort Solarkraftwerk Bayern, dem Betrugsfall mit 21 Millionen Euro Schaden, der 2009 die Krise auslöste. Am Dienstag mussten Markus Jochum und Aufsichtsratschef Wilfried Stauder (Bild, rechts) von weiteren Himmelfahrtskommandos berichten, vor allem in Italien. Auch die Innerebner-Pleite liegt der Hypo schwer im Magen. Insgesamt belaufen sich die Wertberichtigungen nun schon auf 140 Millionen! Ob noch weitere "Leichen" im Keller liegen, wollte oder konnte Stauder am Dienstag nicht sagen. Es kommt jedenfalls zu einer "strategischen Neuausrichtung" der Bank.
Baustelle Nummer 3: Das Personal. Die Hypo-Spitze kündigte am Dienstag einen Personalabbau an. In welchem Umfang sei noch unklar. Von "natürlicher Fluktuation" und "sozialverträglichen Maßnahmen" war die Rede. Die Hypo beschäftigt derzeit 720 Mitarbeiter. Per Ausschreibung sollen nun zwei neue Vorstände gefunden werden, so Stauder.
Platter: "Hypo hat in Tirol zu arbeiten"
Landeshauptmann Günther Platter hat am Dienstag erneut die Expansionspläne der Hypo Bank Tirol zwischen 2004 und 2008, die schlussendlich zur jetzigen Situation führten, verurteilt. "Die Risikoeinschätzung der damals Verantwortlichen war nicht so, wie sie sein sollte. Das war auch der Grund, warum ich einen Strategiewechsel veranlasst hatte. Die Hypo hat in ihrem Kerngebiet in Tirol zu arbeiten. Ich hoffe, dass wir nun einen endgültigen Schlussstrich ziehen können", erklärte Platter. Er und sein Vize Hannes Gschwentner hoffen, dass man sich nun nicht länger mit der Bank beschäftigen müsse.
Eine Prüfung der Hypo durch den Bundesrechnungshof fordert FP-Chef Gerald Hauser. "Der Landtag wurde falsch informiert, jetzt müssen alle Fakten auf den Tisch. Und auch der damalige Aufsichtsratspräsident Helmut Mader darf nicht aus seiner Verantwortung entlassen werden."
Dinkhauser: "Niedergang eine Flaggschiffs"
Fritz Dinkhauser von der "liste fritz" fordert Aufklärung nach der neuerlichen Wertberichtigung. Es sei zu einfach, die drei bisherigen Vorstände zu den alleinigen Sündenböcken zu machen. Dinkhauser verwies auf die Kontrolle durch den Aufsichtsrat und die Landesregierung als Eigentümervertreter.
"Tirols Bürger erleben den Niedergang eines ihrer Flaggschiffe", meinte Dinkhauser. Die Situation sei "dramatischer als angenommen". Die Hypo Bank stehe vor dem Abgrund und habe ihr Vertrauen verspielt. Das Image des Landes Tirol werde damit schwer erschüttert. Es gehe um 100 Prozent Eigentum der Tiroler, mit dem grob fahrlässig umgegangen worden sei. Auch jetzt sei kein Ende abzusehen, "weil wir nicht wissen, welche Leichen im Keller der Hypo noch liegen". Angesichts der Milliarden an Derivaten und Swaps könne noch einiges auf die Tiroler zukommen.
Grüne: Vorstand verkleinern
Die Grünen verlangen einen Neustart mit kleinerem Vorstand verlangt. Ein Zweiervorstand sei ausreichend, meinten Klubobmann Georg Willi und Gebi Mair. Ferner kritisierten die Grünen Bankenaufsicht und Bankenprüfer: Weder den Prüfern noch Vorstand wolle aufgefallen sein, dass sich weitere Millionenlöcher in der Landesbank befänden. Im Bankwesen werde offenbar weiter ohne Transparenz und Kontrolle gearbeitet, als habe es keine Krise gegeben.
von Philipp Neuner (Tiroler Krone) und tirol.krone.at
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.