Band beendet Karriere

Musikalischer Abschied der steirischen „Grafen“

Steiermark
19.12.2020 10:00

Das Coronavirus hat die steirische Musikszene gebeutelt. Nun hört sogar eine der erfolgreichsten Bands des Landes Ende des Jahres auf - zur Überraschung vieler Fans nehmen „Die Grafen“ den Hut.

Der musikalische Hochadel verlässt die Bühne, die für die „Grafen“ fast zwei Jahrzehnte lang ihr Lebenselixier war. Jährlich bis zu 130 Auftritte mit Tausenden Fans, dazwischen Fernsehshows, Videodrehs und Plattenaufnahmen. Es lief wie am Schnürchen, dank erfolgreicher Hits wie „Versteh doch“ und „Geh nicht fort“ und der immer größer werdenden Fanschar.

Die meist jungen Fans folgten ihrer Lieblingsband verlässlich zu Konzerten und auf Fanreisen. Die große Freude an der Musik war für die sechs Vollblutmusiker stets Motivation.

Corona hat geplanten Abschied beschleunigt
Die Vollbremsung kam mit Corona - und im Februar der letzte Auftritt, der so nicht geplant war. „Ich habe mir das Ende ganz anders vorgestellt“, klagt Tastengenie Martin Pichler. „Wir sind um unsere Abschiedstour umgefallen.“ In der Band wurde demokratisch über das Ende der Karriere abgestimmt. Für alle gilt von heute auf morgen: keine Musik. Kein Geld. „Gott sei Dank können bis auf einen Kollegen wieder alle in ihre angestammten Jobs zurück, um Geld zu verdienen.“ Denn, so Martin Pichler, „nicht jeder arbeitslose Musiker kann auf den Bau schöpfn gehen“.

So bleiben unvergessliche Momente und Begegnungen. „Auftritte und Gespräche mit James Last, Heino oder Tony Christie haben uns geprägt.“ Die von James Last signierte Trompete und ein Brautstrauß eines ihrer größten Fans bleiben schillernde Souvenirs der Karriere mit Herz. „Speed-Queen Renate Götschl wollte uns unbedingt als Hochzeitsmusikanten und hat sich dafür sogar nach unseren Terminen gerichtet.“

Ein Video als letztes Geschenk an die Fans
Doch nun sind die Grafen endgültig Geschichte: „Wir werden uns am Ende des Jahres mit einem Video bei den Fans verabschieden.“ Wie viel Wehmut steckt im Abschied? „Ich hatte fürchterlichen Bammel vor dem letzten Konzert. Corona hat mir nun diesen Abschiedsschmerz genommen.“

Dass dieser Entschluss definitiv ist, beweist der Abverkauf des Equipments. Der Tour-LKW hat bereits einen neuen Besitzer, nun kommt die fast nagelneue Lichtanlage auf den Markt - weit unter Wert, weil derzeit viele derartige Anlagen verkauft werden. Das beweist einmal mehr die Dramatik im niedergefahrenen Musikgeschäft, das wohl noch viele Opfer finden wird.

„Ich glaube nicht, dass die Branche in der bisher gewohnten Form funktionieren wird - wenn, dann vorerst nur im kleinen Rahmen für Duos oder Trios. Ältere im Musikgeschäft werden sowieso das Handtuch schmeißen“, wagt Christian Graf eine düstere Prognose.

Mutiger Neustart
Dennoch will der Ex-Graf Martin Pichler mit einer eigenen Band einen Neubeginn wagen. „Ich gehe mit neuen Musikern und Bandnamen zurück an den Start - mit einem großen Rucksack an Erfahrungen.“ Wann wird das sein können? „Wenn ich das wüsste, wäre ich längst Lottomillionär!“ Denn sicher ist allein nur die Unsicherheit in der Corona-gebeutelten Musikwelt.

Erich Fuchs, Kronen Zeitung

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