21.10.2020 18:00 |

Fahrverbote gefordert

Anrainer demonstrieren gegen Lkw-Mautflüchtlinge

Proteste am Mittwoch gegen Mautflüchtlinge am Gaberl und Triebener Tauern: Die Anrainer fühlen sich durch Lärm belästigt und sehen ihre Sicherheit gefährdet. Die Wirtschaft hält dagegen und pocht auf Ausnahmen für regionale Betriebe, das Land Steiermark ist gegen den Bund und die Straßenverkehrsordnung machtlos.

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Jubel in Salla! Etwa eine halbe Stunde hat es gedauert, bis tatsächlich der erste Lkw die errichtete Sperre im Ortsteil von Maria Lankowitz in der Weststeiermark durchfährt. Leider ist es kein Mautflüchtling, der sich die Kosten für Tunnels und Autobahn sparen will. Der Fahrer bekommt einen Zettel in die Hand gedrückt („Stoppt den Lkw-Wahnsinn“) und darf die enge und kurvige Straße weiter befahren.

Seit Jahren leiden die Anrainer an der Gaberl-Straße (B 77) unter dem Lärm der Lkw. Auch ihre Sicherheit sehen sie gefährdet - vor allem, weil die Sattelschlepper im Winter leicht hängen bleiben. Mit ihren Sorgen sind die Maria Lankowitzer nicht allein: In den Nachbargemeinden Weißkirchen und Köflach, aber auch entlang der B 114 (Trieben, Hohentauern, Pölstal) wurden am Mittwoch die Straßen gesperrt. Das hat sich jedoch herumgesprochen, es tauchen kaum Lkw auf.

Initiator der Proteste in Salla ist Franz Wede. „Die Feuerwehr soll die hängen gebliebenen Lkw bergen, hat aber dafür gar nicht die Ausrüstung“, sagt er mit seiner Warnweste bekleidet mitten in der Demonstration im Ortszentrum.

Im Winter hängen Lkw am Gaberl fest
Feuerwehr-Kommandant Michael Schrotter gibt ihm recht: „Das ist unsere Hauptaufgabe im Winter. Wenn es schneit, dann weißt du schon: Jetzt geht die Sirene gleich los.“ Wie oft das passiert? Er schätzt etwa 15 Einsätze pro Saison, wobei: „Teilweise sind es mehrere Lkw gleichzeitig.“

„Voriges Jahr waren es einmal acht Fahrzeuge auf einmal. Da kommt dann keiner mehr vorbei“, erklärt Bürgermeister Kurt Riemer. „Solange nichts passiert, hilft man gerne, aber es braucht nur einmal einer abzustürzen“

In Salla ist man sich einig: Es braucht dringend ein Lkw-Fahrverbot, zuerst für den Winter, auf lange Sicht aber ganzjährig. Das Winter-Fahrverbot wird vom Land Steiermark noch immer - seit mittlerweile über einem Jahr - geprüft. Die Hoffnung auf eine ganzjährige Beschränkung liegt beim Bund: Es „sind derzeit keine rechtlichen Möglichkeiten für das Land Steiermark gegeben“, heißt es aus dem Büro von Verkehrsreferent Anton Lang (SPÖ).

Trieben hofft auf bundesweite Änderung
In Trieben ist eine ganzjährige Tonnagebeschränkung für Lkw über 7,5 Tonnen in weiter Ferne; das Land kann die Straßenverkehrsordnung nicht ändern.

„Das Ziel ist eine Änderung der StVO, womit der Schwerverkehr verpflichtet wird, hochrangiges Straßennetz, also Autobahnen, zu benützen. Damit wäre nicht nur uns, sondern sogar ganz Österreich geholfen“, sagt der Triebener Bürgermeister Helmut Schöttl bei der Demo mit gut 100 Personen.

Der große Gegner der Fahrverbote ist die Wirtschaft. Die Protestaktion sei „kurzsichtig“ und eine „Schlammschlacht auf unterstem Niveau“, ließ Transporteure-Obmann Peter Fahrner ausrichten. „Dem ausländischen Fahrer sind Verbote egal.“ Regionalstellenleiter Gerhard Streit betont in Köflach: „Die heimische Wirtschaft braucht die Verbindung in die Obersteiermark.“ Eine Ausnahme von Ziel- und Quellverkehr sei zu wenig.

Der polarisierende Klimaschutz ist übrigens ein Argument für beide Seiten. Er steht auf den Bannern der Lkw-Gegner neben „Lebensqualität“ und „Sicherheit“, während WKO-Vertreter Streit überzeugt ist, dass längere Strecken zu mehr CO2-Ausstoß führen.

Hannah Michaeler und Heinz Weeber, Kronen Zeitung

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