Festspiel-Aufreger

Vom „Notlichtskandal“ bis zur „Watschenaffäre“

Salzburg
27.07.2020 15:09
100 Jahre Salzburger Festspiele, 100 Jahre Glanz, Glamour – und Skandale. Der „Krone“-Blick zurück in die Vergangenheit: Wie Gottfried von Einem aus dem Festspieldirektorium, Ben Becker aus dem Festspielball und ein erigierter Penis aus dem Festspielbezirk flogen.

1951 sorgte der Schriftsteller Berthold Brecht für mächtig Aufsehen und den Abgang des Komponisten Gottfried von Einem aus dem Kuratorium. Von Einem wollte, dass Brecht sein Theater „Salzburger Totentanz“ aufführt. Der Meister ließ sein Stück unvollendet.

Dass Schriftsteller kompliziert sein können, zeigte auch das Jahr 1972. Thomas Bernhards Schauspiel „Der Ignorant und der Wahnsinnige“ wurde nach der Uraufführung abgesetzt. Grund: ein Notlicht auf der Bühne. Die Feuerpolizei verbot, es auszuschalten. Regisseur Claus Peymann bestand auf zweiminütige Dunkelheit. Bernhard schrieb zum Fall: „Eine Gesellschaft, die zwei Minuten Finsternis nicht verträgt, kommt ohne mein Schauspiel aus.“

1985: Zwei barbusige Hexen toben in Verdis „Macbeth“ über die Bühne des Festspielhauses. Zu viel für manche: Otto Sertl, damaliger Generalsekretär des Festivals, stürmte die Bühne. Regisseur Piero Faggioni verpasste ihm Ohrfeigen – und bekam Hausverbot.

1987 schloss sich das „Buch mit sieben Siegeln“ von Regisseur George Taboris schon nach der Premiere. Geistliche fanden die Inszenierung für den Spielort Kollegienkirche zu obszön. Taboris beharrte darauf – und bekam die Spielerlaubnis entzogen.

Auch die Inszenierung der „Fledermaus“ von Regisseur Hans Neuenfels war vielen zu unanständig. Teile des Publikums rebellierten lautstark. Ein Salzburger forderte sein Geld vor Gericht zurück – Klage abgewiesen.

Schlüpfrig wurden auch die Jahre 2002 und 2003. Für die Oper „König Kandaules“ wurden Prostituierte als nackte Statistinnen gecastet. Im Jahr darauf stellte die Künstlergruppe Gelatin eine Skulptur vors Festspielhaus: einen Mann mit Riesenerektion. Dumm, fanden viele Salzburger.

Zeitsprung zu 2012: Festspielintendant Alexander Pereira hält gerade die Eröffnungsrede für den Festspielball in der Felsenreitschule. Da platzt Schauspieler Ben Becker herein. Er ist betrunken, stört. Nach seinem Rauswurf feiert er im Restaurant Triangel weiter.

Politisch wurde es 2015: Als Musiker beim „Jedermann“ FPÖ-Chef Strache im Publikum entdecken, stimmen sie kurz die Internationale an – und handeln sich eine Rüge der Festspielleitung ein. Private Meinungen hätten bei den Vorstellungen nichts zu suchen.

2018: Pianist Grigory Sokolov spielt im Großen Festspielhaus. Draußen regnet es in Strömen. Das Dach hält den Wassermassen nicht stand. Gäste werden nass. Die Generalsanierung stand an. Am 1. August eröffnet das Festival mit Richard Strauss´ Oper Elektra – obwohl die Zahl der Infizierten weiter wächst. Bleibt zu hoffen, dass 2020 kein neuer Skandal wird. Einer von Corona.

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