„Krone“-Reportage

Grado: Mit Schirm, Charme und strengen Regeln

Steiermark
22.07.2020 06:01

Ein Italien-Urlaub in Zeiten der Corona-Krise: Die „Steirerkrone“ war auf Lokalaugenschein an der oberen Adria und erlebte das Städtchen Grado zwischen Hoffnung und Wirklichkeit. Die angereisten Österreicher genießen „la dolce vita“ trotz der Masken.

Sehnsuchtsort Grado. Es ist ein lieb gewordenes Ritual jeder Fahrt in die Lagunenstadt - sobald man von Aquileia kommend den Damm, der Grado mit dem Festland verbindet, erreicht, werden die Autofenster heruntergelassen. Begleitet vom herrlich schnulzigen „Gente di mare“ wird zum ersten Mal die salzige Meeresluft inhaliert. Endlich wieder „daheim“.

Den Tausenden Österreichern, die es jährlich an das adriatische Kleinod zieht, geht es da wohl ähnlich - die Begleitmusik für diesen fast magischen Akt kann freilich von Auto zu Auto variieren. Heuer hatten viele aber auch eine gehörige Portion Unsicherheit im Gepäck. Die Schattenseiten der weltweiten Corona-Krise haben freilich auch die „Sonneninsel“ voll erfasst.

Man spricht wieder Italienisch
Als Urlauber merkt man das in erster Linie am eher mäßigen Betrieb in den malerischen Gassen und auf Plätzen der Altstadt - und in Grado spricht man auch in der eigentlichen Hochsaison plötzlich wieder Italienisch. „Normalerweise sind bei uns die Anfragen zu knapp 80 Prozent auf Deutsch und zu 20 Prozent auf Italienisch - heuer ist es genau umgekehrt“, zuckt Rezeptionistin Angela vom Tourismusbüro mit den Schultern.

Stolze 1,4 Millionen Nächtigungen zählt die 8000-Einwohner-Stadt normalerweise pro Jahr, rund die Hälfte davon kommt aus Österreich. „In den Hotels macht der Anteil der Österreicher sogar 60 Prozent aus“, rechnet Alessandro Lovato, Geschäftsführer von Grado Tourismus GIT, vor. „Heuer ist es leider viel weniger. Am Ende des Tages werden wir wohl nur knapp die Hälfte der normalen Nächtigungszahlen erreichen - vor allem die Österreicher fehlen uns.“

Liegen in guter Lage sind rar
Am fast drei Kilometer langen Strand kommt es dennoch zu Engpässen - wobei „eng“ vielleicht der falsche Ausdruck ist. Vielmehr liegt es am erweiterten Platzangebot (pro Schirm rund 60 Prozent mehr), dass Liegen in „guter Lage“ rar sind. Dazu muss man sich nun bei der Reservierung ausweisen und eine Kontaktnummer angeben - für den Fall der Fälle.

Strengere Maßnahmen als in Österreich
Natürlich alles eine Folge der umfangreichen Corona-Schutzmaßnahmen, die man in Italien eingeführt hat - viel rigoroser als hierzulande. Die Schutzmaske ist in „Italia“ zum wichtigsten modischen Accessoire geworden - sie muss in Innenbereichen überall getragen werden. Beim Supermarkt oder in der Bäckerei muss man vor dem Eintreten eine Nummer ziehen, so soll allzu großes Gedränge vermieden werden. In den meisten kleineren Boutiquen dürfen sich ohnehin nur zwei Kunden gleichzeitig aufhalten.

In den Trattorien und „Ristoranti“ wird penibelst auf die Einhaltung des Sicherheitsabstandes von einem Meter geachtet - auch ist es in den Lokalen eigentlich nicht gestattet, dass sich die nicht in einem Haushalt lebenden Personen einen Tisch teilen. Wobei man damit ab und zu ähnlich situationselastisch umgeht wie die Wirte hierzulande mit der Sperrstunde.

Saison auf drei Monate verkürzt
„Stand jetzt, bleiben die Maßnahmen bis Dezember so“, sagen Salvatore Mascolo und Schwiegersohn Marin Cosic von La Combusa. „Für uns wurde die Saison damit praktisch auf drei Monate verkürzt. Im Juni haben wir aufgesperrt und ab September, wenn es am Abend wieder kühler wird, können wir eigentlich wieder zusperren - im Innenbereich dürfen wir ja nur fünf Tische aufstellen.“

Auch in Grado stellt das Virus viele Gastronomen vor existenzielle Probleme. „Das ist ein Jahr zum Vergessen - ein Desaster für ganz Europa“, schüttelt Giorgio Moro von der Enoteca Portanova den Kopf. „Normalerweise läuft die Saison von März bis Oktober - heuer hat es erst im Juni angefangen. Dazu kommt, dass die Steuern bei uns im September fällig werden - viele Betriebe werden das nicht überleben“, ist Moro überzeugt.

Die Probleme im Paradies sind also leider dann doch ziemlich irdisch....

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