Junuzovic im Interview

„Das geht an keinem spurlos vorbei“

Salzburg
03.04.2020 12:20

Salzburg-Routinier Zlatko Junuzovic im großen „Krone“-Interview: Wie der nun zweifache Familienvater zuhause improvisieren muss, was das Team stärker macht, was er vermisst und worauf er hofft.

Zlatko, die Coronakrise hält die Welt weiter in Atem. Wie geht es dir und deiner Familie?

Soweit ist alles in Ordnung. Wichtig ist, dass wir alle gesund sind. Wir versuchen, das Beste aus der Situation zu machen, auch wenn es nicht immer einfach ist.

Du wurdest vor kurzem zum zweiten Mal Vater.

Ja, genau. Meine Frau und ich haben ja schon einen Sohn, Clemens, der dreieinhalb Jahre alt ist. Vor sieben Wochen kam Felix hinzu. Normalerweise bin ich mit Clemens viel unterwegs, wir gehen ins Kasperltheater oder spielen Fußball. Derzeit geht das nicht, zum Glück haben wir einen Garten. Mit zwei Kindern gibt es viel zu tun, aber das ist Jammern auf hohem Niveau. Es gibt viele Leute, denen es gerade ganz und gar nicht gut geht. Darum hoffe ich natürlich, dass sich die Lage rasch stabilisiert.

Verschieben sich die Prioritäten? Weiß man Gesundheit jetzt mehr zu schätzen?

Ich glaube, dass gerade wir als Sportler sie ohnehin sehr zu schätzen wissen. Wenn du krank oder verletzt bist, tut das weh. Die aktuelle Situation kann man damit natürlich nicht vergleichen. Wenn ich etwa an meine Eltern denke, die zur Risikogruppe gehören, dann ist das viel extremer. Die Gesundheit steht über allem. So eine Situation hatten wir noch nie. Keiner weiß, was das für die Psyche bedeutet. Wichtig ist, dass wir alle die Regeln einhalten.

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"Ja, genau. Meine Frau und ich haben ja schon einen Sohn. Vor sieben Wochen kam Felix hinzu. Normalerweise bin ich mit Clemens viel unterwegs. Derzeit geht das nicht, zum Glück haben wir einen Garten. Mit zwei Kindern gibt es viel zu tun, aber das ist Jammern auf hohem Niveau."

Zlatko Junuzovic über seinen Nachwuchs und die Situation zuhause

Ihr habt als Team eine Spendenaktion ins Leben gerufen. Wie kam es dazu?

Erst einmal ein Lob an die Mannschaft, jeder Einzelne steht dahinter. Mit diesem Fonds wollen wir Menschen helfen und gemeinsam mit dem Trainerstab und den Verantwortlichen entscheiden, welche Aktionen wir unterstützen. Wir machen das nicht nur, um irgendwas zu tun. Wir wollen reagieren, wenn Not am Mann ist. Das alles geht an keinem spurlos vorbei. Jeder will und muss Verantwortung übernehmen und zugleich macht es uns als Gruppe stärker.

Hand aufs Herz: Fehlen beim Individualtraining mal ein, zwei Prozent an Einsatz?

Da muss ich ganz ehrlich sein: Es geht gar nicht anders. Ich versuche das Beste daraus zu machen, aber es ist anders, wenn du alleine trainierst. Das explosive Training, die hohe Intensität, den Schweinehund zu überwinden – das kannst du alleine nicht so gut trainieren.

Wie sehr vermisst du den Wettkampf?

Es gibt viele Sachen, die ich vermisse. Der Alltag mit den Kleinen, das ganz normale Leben. Was den Sport betrifft: Ich vermisse die Emotion, das Adrenalin, die Gänsehaut bei Spielen, die Vorfreude darauf, die Herausforderung, etwas erreichen zu können, Siege einzufahren, dazu die Gier und Motivation, jeden Tag besser zu werden. Aber auch, einfach nur in der Kabine zu sein, und mit den Kollegen zu blödeln. Derzeit fehlt vieles, was das Leben so lebenswert macht. Die letzten zweieinhalb Wochen fühlen sich wie ein halbes Jahr an. Aber da müssen wir alle durch. Diesbezüglich ist mir eines besonders wichtig.

Was denn?

Gerade die Leute, die unser Leben derzeit aufrechterhalten – ob Ärzte, Postler, Supermarktangestellte und viele mehr – verdienen unseren größten Respekt. Sie haben sich viel mehr als ein „Danke“ und Applaus verdient.

Es wird viel über eine Ligafortsetzung diskutiert, auch ein Abbruch ist möglich. Wie nimmst du das wahr?

Fakt ist: Keiner kann genau einschätzen, wie sich das entwickelt. Die Experten handeln nach bestem Wissen. Ich habe natürlich Gedankengänge, aber ich werde es nicht entscheiden. Könnten wir weiterspielen, wäre das top. Selbst wenn es nur mit Geisterspielen möglich sein sollte, würde ich das mit Handkuss nehmen. Ich habe großen Respekt vor den Leuten, die die Entscheidung treffen müssen. Wichtig ist für mich, dass alle sie akzeptieren. Auch wenn man es nie jedem recht machen kann, habe ich die Hoffnung, dass alles dafür getan wird, um letztendlich eine möglichst faire Entscheidung zu treffen.

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