Steiermark History

Mit Gottes Hilfe gegen die Pest

Steiermark
29.03.2020 07:00

Wurden unsere Ahnen aus großer Not errettet, stifteten sie in vielen Orten der Steiermark „Zeitzeugen“ aus Stein. In Zeiten von Krankheit pilgerten sie zu wundersamen Heilstätten und baten um Genesung.

Ein gewachster schwarzer Stoffmantel, eine Gesichtsmaske mit Augenöffnungen aus Glas, Handschuhe und ein Stab – in diese Kleidung gehüllt, traten Pestärzte des 17. und 18. Jahrhunderts den Kampf gegen den Schwarzen Tod an. Die Schutzausrüstung sollte sie vor so genannten Miasmen, also fauliger Luft, sowie dem Kontakt mit Erkrankten schützen. Besonders effektiv schien der charakteristische Schnabel, der mit Wacholder, Zitronenmelisse, Minze, Kampfer, Gewürznelken, Myrrhe oder Rosenblättern gefüllt war.

Eine Säule als Danke
Hatte die Seuche von ihrem Schrecken eingebüßt, errichtete die erleichterte Bevölkerung vielerorts Dankessäulen. Solch ein Denkmal steht auf dem Grazer Karmeliterplatz: 1680 stiftete Habsburgerkaiser Leopold I. die bronzene Dreifaltigkeitssäule, nachdem die Heimsuchung durch die Pest endlich vorüber war.

Auf ihrem Sockel stehen Figuren der Heiligen Rochus und Sebastian, die als Schutzpatrone gegen die Pest angerufen werden. Rochus pilgerte nach Rom und pflegte unterwegs Pestkranke. Dabei steckte er sich an – überlebte aber wie durch ein Wunder, nachdem er sich in eine einsame Waldhütte zurückgezogen hatte, wo er von einem Hund täglich mit frischem Brot versorgt und von einem Engel gepflegt worden war.

Krankheiten sind unsichtbare Pfeile
Ebenso überlebte der wegen seines Bekenntnisses zum Christentum im alten Rom zum Tode verurteilte und an einen Pfahl gebundene Sebastian den Beschuss mit Pfeilen. „Krankheiten sind wie unsichtbare Pfeile, welche die Menschen treffen. In diesem Zusammenhang wird auch der Heilige Sebastian um Fürsprache bei Gott um Heilung angerufen“, erklärt Heimo Kaindl, Direktor des Diözesanmuseums Graz.

Monumente des Dankes in schweren Zeiten
Es sind aber nicht nur die Pestsäulen, die an überstandene Katastrophen erinnern, sondern auch viele Altäre, Kapellen und religiöse Figuren, vielfach erhalten von der Diözese. „Wenn Menschen keinen Ausweg mehr sahen, gaben sie ein Verlöbnis ab – also ein Versprechen in der Not –, wie: ,Wenn ich gesund bin, werde ich eine Wallfahrt antreten, oder ich errichte einen Altar zu Ehren Gottes‘“, weiß Kunsthistoriker Heimo Kaindl.

Ein Dornbusch mit dem Bild der heiligen Maria
Steirische Wallfahrtsorte stehen vielfach in Verbindung mit derartigen Verlöbnissen. Am bekanntesten ist Mariazell, Österreichs größter Gnadenort und eine der bedeutendsten Marienverehrungsstätten Europas.

Hilfe in Krisenzeiten
Daneben gibt es aber noch kleinere, weniger bekannte Orte, zu denen Hilfesuchende in Krisenzeiten pilgerten: etwa in die Südoststeiermark, zur Kapelle Maria Trost im Elend in Entschendorf, oder nach Ratschendorf, wo die Kirche Maria Helfbrunn steht. Der Sage nach fand man in der Nähe des heutigen Gotteshauses einen Dornbusch mit einem Bild der heiligen Jungfrau. Daneben stand ein Brunnen, dessen Wasser Heilkräfte zugeschrieben wurden. Ab Mitte des 17. Jahrhunderts badeten Kranke in der Quelle – in der Hoffnung auf Heilung. 1881 wurde eine Marien-Grotte gebaut.

Und die Gründungslegende des Grazer Kirchleins Ulrichsbrunn erzählt: Der aus osmanischer Gefangenschaft zurückgekehrte und an einem „türkischen Leiden“ laborierende Graf Ulrich von Gösting habe auf der Jagd aus einer Waldquelle getrunken, deren Wasser ihn auf wunderbarere Weise geheilt habe.

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