Stefan Denifl

Radprofi hat jetzt auch noch Krida am Hals

Tirol
04.02.2020 07:00
Sieg bei der Österreich-Rundfahrt und einer Königsetappe der spanischen Vuelta – von diesem sportlichen Glanz bleibt dem angeklagten Tiroler Ex-Radprofi Stefan Denifl (32) nichts mehr. Nach der Seefeld-Razzia war auch er wegen Blutdopings und schwerem gewerbsmäßigen Betruges am Landesgericht angeklagt.

„Wer Radsportfan ist, kennt den Angeklagten. Er war einer der Besten im Land“, sagte Staatsanwalt Dieter Albert eingangs. Mit respektvollen Worten war es aber schnell vorbei. Denn Denifl gab an, er habe keine Ersparnisse. Laut Ermittlungen hatte er aber im Jänner von seinem Konto schrittweise 112.000 Euro abgehoben. „Daher leite ich jetzt auch ein Verfahren wegen betrügerischer Krida ein“, donnerte der Staatsanwalt. Da schluckte der Jungpapa sichtlich.

Pseudonym „No name“
Beim Blutdoping war auch Denifl Kunde des berüchtigten deutschen Arztes Mark S. Beschriftet mit Denifls Pseudonym „No Name“ lagerte er tiefgefroren dessen Blut ein, um es später dem Sportler wieder zu injizieren. „Damit hat man 300 Gramm mehr rote Blutkörperchen für den Sauerstofftransport. Das bringt etwa sechs Watt mehr Leistung“, hatte sich Albert informiert.

„Es war kein Betrug“
Der Stubaier Ex-Radprofi räumte Doping ein, bestritt aber den Betrugsverdacht (angeklagt sind 580.000 Euro Schaden). „Das Gesetz zielt ja auf Preisgelder ab, nicht auf Fahrerlöhne, wie sie mein Mandant großteils nur erhielt“, plädierte Verteidiger Wilfried Plattner. Prinzipiell gebe es im Radsport keine heile Welt. Wer mithalten wolle und mit 42 km/h Durchschnittstempo in den Pyrenäen unterwegs sei, müsse – sinngemäß formuliert – etwas nachhelfen.

„Ich werde wie ein Verbrecher behandelt“
Denifl selbst gab den Druck nach einer Knieverletzung als Motiv für das Blutdoping an. Es gebe ständige Leistungsschübe im Radsport, die ohne Doping kaum erklärbar seien.

Beim Prozess beschwerte sich der 32-Jährige mehrfach, dass er „wie ein Verbrecher“ behandelt werde, obwohl die Sportler im ganzen System nur „die Kasperln der Nation“ seien. „Ich würde nie mehr Radprofi werden wollen“, sagte der nunmehr Arbeitslose. Von 115.000 Euro brutto „Jahresgehalt“ sei ihm ein Bruchteil geblieben.

Zwei Radteam-Manager werden noch geladen
Der Prozess wurde am Montag vertagt. Es werden nun zwei Radteam-Manager geladen, die einst mit Denifl die Verträge schlossen. Der Verteidiger will von diesen Zeugen wissen, ob überhaupt ein Schaden entstand und ob die Teams auch dann mit dem Tiroler einen Vertrag fixiert hätten, wenn sie von seinem Doping gewusst hätten. Ob die Ladung der französischen Staatsbürger klappt, ist aber fraglich.

Beendet ist die Causa für Denifls Mitangeklagte, mit der er ein Kind hat. Sie räumte bedingte Mitwisserschaft und kam mit einer Diversion (300 Euro) davon.

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