Matthias Schöpf

Ötztaler gewinnt Champions League im Tischfußball

Tirol
12.12.2019 19:00

Wer ist der aktuell berühmteste Fußballer im Ötztal? Logisch, der Längenfelder Alessandro Schöpf, Schalke 04. Seit kurzem muss dieser aber den Ruhm mit einem vom Dorf teilen.

Einwurf, Geräusche ähnlich eines Schreckschuss-Maschinengewehrs, Tor. Das menschliche Auge - zumindest das des Laien - kann die Situation kaum realisieren. Ein fassungslos grinsender „Krone“-Redakteur steht am Wuzzlertisch im Trainingsraum des Längenfelders Matthias Schöpf. Die Trainingsgeräte: zwei professionelle Fußballtische - ein österreichischer und ein amerikanischer. Und in der Vitrine unzählige Pokale, die er sich im Laufe der Jahre international geholt hat. Von der Öffentlichkeit kaum bemerkt, denn Tischfußball ist eben eine klassische Randsportart.

„Wir haben früher schon viel Tischfußball gespielt und da waren die größeren Brüder meiner Freunde immer besser. Das ist mir auf den Keks gegangen“, erinnert sich der 27-Jährige grinsend und legte sich selbst einen Soccer-Tisch zu.

Mit 16 Jahren mitten in der Wuzzler-Weltspitze
Und der brillante Feinmotoriker wurde fanatisch. Als Jux habe man 2007 an der Tiroler Landesmeisterschaft teilgenommen. „Da wurden wir im Doppel gleich siebter, das weckte meinen Ehrgeiz. 11 Stunden Training am Tag war der Rekord“, erzählt der Längenfelder von den Anfängen. Der damalige Landesmeister lotste den 16-jährigen Ötztaler nun in die World Series – mit einem Paukenschlag: WM-Finale als Rookie und Vizeweltmeister. Und mit seinem Partner Sandro Grüner holte er sich vor zehn Jahren den Österreichischen Meistertitel – als jüngster Kicker überhaupt.

Kein Geld, nur die nackte Leidenschaft
Tischfußball ist eine weltweite Szene, meist aber von der Öffentlichkeit unbemerkt. Die Verbände sind ähnlich strukturiert wie im Profifußball. Analog der FIFA koordiniert die International Table Soccer Federation (ITSF) das weltweite Geschehen. Und so sammelt Schöpf auf dem Weg zu den Turnieren fleißig Kilometer. Auf eigene Kosten natürlich, neben dem Berufsleben. „Ein Großteil des Urlaubs geht drauf“, sagt der Installateur, „für die Unterstützung des Längenfelder Sportförderpools bin ich heute noch dankbar.“ Kein Verdienst, da bleibt die nackte Leidenschaft für diesen Sport übrig. „Natürlich ist es Sport“, sagt er, „der Draht von der Feinmotorik zum Gehirn glüht oft. Drei Viertel spielt sich im Kopf ab, du musst in einer Hundertstelsekunde die Entscheidungen treffen. Es ist faszinierend.“ Besonders gemerkt hat sich Schöpf das Jahr 2011: „Da konnte ich die damals besten zwei Spieler der Welt besiegen.“

Vor drei Wochen Sieg in der Champions League
Apropos Siegen: Das heurige Jahr hatte es in sich. Das Eröffnungsturnier in der Schweiz konnte der Ötztaler gleich gewinnen und zehn Jahre nach dem Österreichischen Meistertitel folgte heuer der zweite. Turniere in London, Deutschland und Bulgarien hievten ihn in die Top Ten der Welt (8.). Der Kracher folgte am 24. November in Slowenien: Mit seinem Verein, dem TFC St. Gallen, besiegte er Eintracht Frankfurt im Champions League-Finale und darf sich Champions-League-Sieger nennen. Das motiviert natürlich den Fanatler, er wolle noch besser werden.

Für den Hobbywuzzler nicht vorstellbar, der kann nur neidisch zusehen, wie der „Profi“ sich selbst zupasst, mit den Banden spielt, der Ball mehrmals zwischen den Plastikbeinen pendelt und dann mit nicht mehr wahrnehmbarer Geschwindigkeit im Torloch verschwindet. Es gibt sie noch, die unbekannten Genies.

Hubert Daum, Kronen Zeitung

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