Pläne am Mönchsberg

Braucht Salzburg ein Foto-Museum?

Salzburg
30.11.2019 08:30
Wilfried Haslauer kann sehr beharrlich sein. Wenn es um Kunst und Kultur geht vor allem. Und so unternimmt der Salzburger Landeshauptmann einen dritten Anlauf zur Durchsetzung eines (seines?) Museums für Fotografie.

Mit einer gestern von ihm präsentierten Studie markiert Haslauer seinen Anspruch und Willen für dieses Museum, das nicht irgendein ein neues Quartier für Kunst werden soll, sondern etwas wirklich Großes: ein Bundesmuseum!

Bundesmuseum – das ist von Bedeutung: In Hinblick auf den nationalen Rang und die geteilte Finanzierung des Hauses, das auf dem Mönchsberg hinter dem Museum der Moderne und Sepp Schellhorns „m32“ entstehen soll.

Ein gewagtes Projekt für den Bund, weniger für Land und Stadt Salzburg. Denn die Bundesmuseen kämpfen mit einigen Problemen: strukturell, finanziell, personell. Aber diese Probleme muss die neue Regierung, wann immer sie auch kommt, in Wien lösen.

Andere grundsätzliche Fragen wirft Haslauers fixe Idee nach einem Foto-Museum freilich auch noch auf:

1. Es geht da einmal ganz banal um etliche Millionen Euro für den Bau und auch für den laufenden Betrieb.

2. Ist ein monothematisches Museum heute überhaupt noch zeitgemäß?

3. Müssen andere staatliche Museen die besten Exponate ihrer Fotosammlungen dann in Salzburg abliefern – oder bleibt die Fotokunst quer durch Österreich verstreut, weil jeder Museumsdirektor von seinem Haus sagt: mein Schloss, mein Schatz?

Wie auch immer: Salzburg würde sich mit einem Museum der Fotografie in einen herausfordernden internationalen Wettbewerb begeben. Paris etwa mit jährlich rund 34 Millionen Touristen hat in dieser Disziplin bereits einiges vorgelegt: Es gilt nach etlichen Museumsprojekten längst als europäisches Zentrum der Fotokunst.

Dem Vergleich mit solchen Konkurrenten dieser Klasse wird Salzburg dann natürlich standhalten müssen. Wer mit den Salzburger Festspielen in der Weltklasse rangiert, muss dann auch in anderen Kategorien der Kunst in der vordersten Reihe mitspielen.

Mit einem Museumsgebäude alleine ist noch nichts gewonnen. Wer es aber versteht, mit einem Haus der Zukunft die Bilder ans Licht zu holen, hat alle Chancen. In einer Zeit, in der die perfekte Manipulation der Realität allgegenwärtig ist, bildhafte Fake News uns an den Wirklichkeiten und den Wahrheiten zweifeln lassen, könnte ein zeitgenössisches Museum der Fotografie mit hoher Bedeutung aufgeladen sein.

Das verlangt Mut und die Bereitschaft zu selbstkritischer Betrachtung. So wie man sich auf Fotos von einem selbst nicht immer gefällt: Wer es ernst meint, muss auch solche Bilder zulassen. Dann kann dieses Museum mehr werden als bloß ein neues Prestigeprojekt.

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