Kultiger geht’s nicht: Im Jahr 1973 ließ Musical-Regisseur Richard O’Brien das Spießerpaar Janet und Brad am Schloss des Außerirdischen Frank N. Furter vom Planeten Transsexual stranden. Sie werden unfreiwillige Zeugen eines Experiments: Der Hausherr erschafft sich den Liebessklaven Rocky. Der Beginn einer wilden Nacht; und eines weltweiten Musical-Kultes.
Der hält bis heute an. Im Jahr 2019 toben die Darsteller im Landestheater vor gruseliger Schloss- und Laborkulisse über die Bühne – toll ausgeleuchtet. Benjamin Oeser spielt Frank N. Furter in Lack, Leder und Pailletten mit David Bowie-Charme. Sebastian Smulders „sportelt“ als Sexsklave Rocky im 80er-Jahre-Tennis-Dress. Knappere Hosen hat das Landestheater nie gesehen! Regisseur Marco Dott verändert die Vorlage minimal. Er beweist dabei ein glückliches Händchen. Beispiele: Eine sowieso saukomische Sexszene bekommt ein „Plopp!“ spendiert. Das Publikum liebt’s! Statt Braten tischt Frank N. Furter jetzt Leberkäse auf. „Mahlzeit!“, ruft ein Premieren-Gast. Die Trash-Show wirkt im Kontrast zum nobel-pompösen Zuschauerraum extra schrill.
Hält es die Leute dort auf den Sitzen? Zu Beginn sagt eine Stimme „Normalos, Transsexuelle, Außerirdische, Publikum: macht mit, tanzt mit!“ Top: Die Zuschauer johlen und rufen dazwischen, was das Zeug hält. Flop: Beim Abrocken zu den Kult-Songs wie dem „Time Warp“ gibt’s im Parterre Luft nach oben. Dennoch: Wenn Kondom-Luftballons über die Reihen hüpfen und es Wasser aus Spritzpistolen regnet, dann kichert der tanzwütige Hipster mit der etwas steifen Kultur-Dame um die Wette. Und das war doch schon immer das Wichtigste an der Rocky Horror Show. Dass sie alle zum Lachen bringt und vereint: Normalos, Transsexuelle, mehr oder weniger Außerirdische – das Publikum.
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