Vater der Autonomie

Südtiroler Alt-LH Silvius Magnago im Spital gestorben

Tirol
25.05.2010 09:24
Südtirols Alt-Landeshauptmann Silvius Magnago ist tot. Der 96-Jährige starb Dienstag früh im Bozner Krankenhaus. Magnago war am Freitag ins Spital gebracht worden, nachdem sich sein Befinden nach einem Sturz aus dem Rollstuhl verschlechtert hatte. Magnago galt als "Vater der Südtiroler Autonomie".

Bereits bei Magnagos Einlieferung sprach Landeshauptmann Luis Durnwalder (SVP) von einem kritischen Gesundheitszustand. Der Altlandeshauptmann sei wegen "Altersschwäche" eingeliefert worden und habe seit mehreren Tagen nichts mehr gegessen, sagte er. 

Magnago dürfte am Sonntag vor einer Woche aus seinem Rollstuhl gestürzt sein. Dabei soll er sich neben dem Schlüsselbeinbruch auch Verletzungen im Gesicht zugezogen haben. Vorerst hatte der Patient gut auf die Behandlungen angesprochen. In der Nacht auf Sonntag hatte sich Magnagos Zustand dann aber verschlechtert.

Durnwalder: "Magnago war Südtirol"
"Silvius Magnago war Südtirol", würdigte Landeshauptmann Luis Durnwalder seinen Amtsvorgänger. Magnago sei es zu verdanken, dass Südtirols Autonomie sich unter schwierigsten Vorzeichen zu einer Erfolgsgeschichte entwickelt habe. Außerdem sei diese Erfolgsgeschichte von Anfang an friedlich verlaufen, extreme und gewaltbereite Kräfte auf allen Seiten hätten nie die Überhand gewinnen können, betonte Durnwalder.

Platter: "Zutiefst beeindruckender Mensch"
"Tirol trauert um einen seiner Größten", erklärte im Namen Österreichs der Tiroler Landeshauptmann Günther Platter (VP). "Tirol verliert eine seiner größten Persönlichkeiten. Silvius Magnago war nicht nur ein ungemein weitsichtiger und verantwortungsvoller Politiker, sondern zu allererst auch ein zutiefst beeindruckender Mensch. Die Lücke, die sein Ableben reißt, wird nicht zu füllen sein", so Platter.

Magnago habe wie kaum ein anderer seine Heimat geprägt und "in schwierigsten Situationen immer mutig und entschlossen die richtigen Entscheidungen getroffen". Ohne sein Wirken wäre Südtirol heute nicht annähernd in einer derart guten Situation. 

Steile Polit-Karriere in Südtirol
Der am 5. Februar 1914 im damals noch österreichisch-ungarischen Meran geborene Magnago wurde im Zweiten Weltkrieg schwerst verletzt und verlor ein Bein. Seine politische Laufbahn startete er 1947 auf der ersten SVP-Landesversammlung. Noch im selben Jahr war der promovierte Jurist mit von der Partie, als einige Hundert Südtiroler mit einem Protestmarsch auf die Bozner Präfektur, den Sitz des römischen Regierungsvertreters, gegen die Nichterfüllung des Pariser Abkommens protestierten.

Zunächst wurde er Vizebürgermeister von Bozen. Es folgten der Einzug in den Südtiroler Landtag im November 1948 und die Wahl zum ersten Südtiroler Landtagspräsidenten. Im Mai 1957 wurde Magnago als 43-Jähriger zum Obmann der SVP gewählt. Magnago stand der Südtiroler Volkspartei bis zur Amtsübergabe an seinen Mitstreiter und Nachfolger Roland Riz am 27. April 1992, also fast 35 Jahre lang, als Obmann vor.

"Vater des Pakets"
Die "große Stunde" kam für Magnago am 17. November 1957: Vor rund 35.000 Südtirolern rief er auf Schloss Sigmundskron bei Bozen die legendäre Parole "Los von Trient!" aus. Ende 1960 wurde Magnago dann Landeshauptmann von Südtirol. Er bekleidete dieses Amt 28 Jahre lang und erreichte bei seinen letzten Landtagswahlen im Jahr 1983 mit 74.690 Vorzugsstimmen sein bestes Wahlergebnis in Südtirol. Zwei Protestkandidaturen 1994 und 2001 gegen das Südtirol benachteiligende Wahlrecht brachten dem Altlandeshauptmann italienweit 232.000 bzw. 182.000 Stimmen.

Neben Sigmundskron 1957 war der Abschluss des Südtirol-Paktes ein zweiter wichtiger Markstein im Leben des Politikers. Einen persönlichen Triumph konnte Magnago am 22. November 1969 einfahren, als er mit hauchdünner Mehrheit als Sieger aus der über das Paket entscheidenden Landesversammlung hervorging. Nach langwierigen Autonomieverhandlungen zwischen Bozen, Wien und Rom war es dem Pragmatiker Magnago gelungen, mit einer dünnen Mehrheit von 52,8 Prozent seiner Partei das Einverständnis für die neue Südtirolautonomie mit ihren 137 Schutzbestimmungen abzuringen. Peter Brugger, der Anführer der Paketgegner, beendete durch einen historischen Handschlag mit Magnago den Paketstreit. Seither gilt Magnago als der "Vater des Pakets".

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