Galtür

Olympiade: (Nur) dabei sein ist nicht Käse!

Tirol
30.09.2019 17:30
Es sind normalerweise die Töne einer Harfe, die die Menschen entzücken. Am Samstag entzückte das, was mit einer Käseharfe produziert wird: der Almkäse. Bei der Almkäseolympiade in Galtür ritterten 130 gespannte Almbauern um die „goldene Sennerharfe“.

Es war eine goldene Idee, die mittlerweile ein Vierteljahrhundert alt ist und die Menschenmassen in der gästearmen Zeit ins hinterste Paznauntal locken sollte. Und sie ging auf. Bei der mittlerweile 25. Almkäseolympiade Galtür am vergangenen Wochenende wollten rund 3500 Gäste sehen und schmecken, wer von den 130 Almsennern aus Tirol, Südtirol, Vorarlberg und der Schweiz in den Käseolymp aufsteigt und mit einer goldenen, silbernen oder bronzenen Sennerharfe nach Hause geht. Denn nur dabei sein ist für manchen Käse.

42 Juroren prüften Käse auf Herz und Nieren
Den Sennalmen reißt man den Almkäse sowieso buchstäblich aus der Hand. Ob die begehrte Milchveredelung abseits der idyllischen Almstimmung aber auch einer professionellen Prüfung standhält, birgt für die Produzenten jedes Jahr wieder Spannung. „Wir machen hier eine sensorische Prüfung von 320 Käselaiben, wobei der Geschmack im Vordergrund steht“, präzisiert Juryvorsitzende Frieda Eliskases-Lechner von der HBLFA Rotholz.

Nicht weniger als 42 Juroren bewerten Geruch, Textur, Konsistenz, Aussehen von Rinde und Lochung und eben den Geschmack und vergeben jene Punkte natürlich in Anonymprüfung, die die begehrte goldene, silberne oder bronzene Sennerharfe beschert.

Ebenfalls unbestechlich sind die Kinder, die bei der publikumswirksamen Blindverkostung beinhart eliminieren, bis jener Käse übrigbleibt, der bei der Prämierung am Abend mit dem ebenfalls begehrten „Dreikäsehochpreis“ ausgezeichnet wird. Dieser ging diesmal nach Südtirol.

Auf Tarrenzer Alm 5,5 t Milchprodukte erzeugt
Temporär arg bedrängt wurden die ausstellenden Almkäseproduzenten, die oft mit dem Schneiden der Kostproben nicht nachkamen. Für die Tausenden Feinschmecker hieß es andererseits: Umfallen nicht möglich. Und Geduld war angesagt beim Vorkämpfen zu den Käsewürfeln, die appetitlich zur Verkostung bereit standen. An einem der begehrten „Standln“ wirbelten Herbert und Claudia Tiefenbrunner von der Tarrenzer Tarretonalm.

„Wir verarbeiten in den zwölf Sommerwochen 58.000 Liter Milch und produzieren daraus sechs Sorten Grau- und Schnittkäse“, sagt Herbert Tiefenbrunner, der Sohn Christian (Käser) mit Partnerin Diara den ganzen Sommer über unterstützt, „sonst ginge es nicht“. Inklusive Butter werden auf der Tarretonalm 5,5 Tonnen Milchprodukte erzeugt. Das I-Tüpfelchen auf die Saison für die Tiefenbrunners: die bronzene Harfe für den Schnittkäse und die silberne für den „Tiroler Alpenchili“.

Es geht um viel mehr als um die Qualität von Käse
Es war wahrlich Schwerarbeit für die Jury, die in fünf Klassen und 14 Kategorien letztendlich am Galaabend 53 „goldene Sennerharfen“ vergab. „Ich möchte betonen, dass die gesamte Organisation die Landjugend Galtür erledigte, darauf bin ich sehr stolz“, wollte BM Toni Mattle die Jungen nicht unerwähnt lassen. Jurysprecherin Frieda Eliskases-Lechner hatte es bei ihren Erläuterungen bereits erwähnt: Es geht um mehr als um die Käsequalität. Es geht generell um die künftige Bewirtschaftung der Almen, die in Tirol Gott sei Dank noch flächendeckend gegeben ist.

Den Rattenschwanz, den ein Almsterben mit sich bringen würde, würde auch der Tourismus kaum stemmen. Und es geht um die Wertschätzung der bäuerlichen Produkte. In Wahrheit war die Olympiade eine mächtige Demonstration des Regionalitätsgedankens, die in den Haiminger Markttagen ihre Fortsetzung findet.

Hubert Daum, Kronen Zeitung

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