Auftakt

Unfall oder Erschöpfung? Prozess um Kutschen-Drama

Tirol
27.09.2019 08:00

Bestürzte Augenzeugen, die Bilder und ein an die „Krone“ übermitteltes Video bewirkten im April 2018 einen Aufschrei in Tirol und den Ruf nach Aufklärung. Nach langen Ermittlungen begann zum „Kutschen-Drama“ von Axams nun der Prozess.

Zwei Pferde liegen seitlich am Boden, eines ist tot. Dieses Bild und ein Video, das zeigt, wie die zwei Pferde kurz zuvor eigenartig aneinandergelehnt (und erschöpft?) eine Kutsche mit rund 20 Personen ziehen, lösten heftige Reaktionen aus. Bei Behörden meldeten sich viele Menschen, für die der grobe Umgang des Fuhrwerkunternehmers (66) mit den Tieren ein offenes Geheimnis war. „Es gab aber auch Leute, die ihn gegen diese Anschuldigungen verteidigt haben“, räumte die Staatsanwältin ein.

Reiseleiterin sprach von „letzter Kraft“
Nach mehr als einjährigen Ermittlungen war der Kutschen-Vorfall vom 10. Juni 2018 nun Prozessgegenstand. Was war passiert? Nach einer Sieben-Kilometer-Tour im Mittelgebirge zogen zwei Pferde die Kutsche die kurze Steigung zum Ziel hinauf. Oben angelangt, kippten beide Tiere plötzlich um, der Wallach starb. Der Amtstierarzt sagte als Zeuge, dass die Vierbeiner laut Video „total fertig“ waren. Eine Reiseleiterin sprach von „letzter Kraft“, mit der die schwitzenden Pferde die Steigung bewältigt hätten.

„Der Wallach muss einen Aortariss oder Ähnliches gehabt haben“
Davon wollte der zweitangeklagte Kutscher (43) aber nichts wissen: „Die Stute hat nach dem Aussteigen der Leute über die Deichsel geschlagen, dann sind beide umgefallen und die Stute landete auf dem Wallach, der starb.“ Der Fuhrunternehmer betonte, dass man diesen Anstieg seit zig Jahren ohne jegliche Probleme bewältigt habe. „Der Wallach muss einen Aortariss oder etwas Ähnliches gehabt haben.“ Prüfen konnte man dies nie, denn nach einem selbst getätigten „Gnadenschuss“ hatte der 66-Jährige den Kadaver zum örtlichen Schlachthof geliefert.

Für weitere Zeugen und die Einholung eines Gutachtens, das klären soll, ob ein Unfall oder doch eine massive Überanstrengung vorlag, wurde der Prozess vertagt.

Zwei weitere angeklagte Vorfälle
In das Urteil fließen zwei weitere angeklagte Vorfälle ein. Zum einen sagten Autoinsassen aus, dass der 66-Jährige seine Pferde in Birgitz massiv gepeitscht haben soll. Bei seiner Vorführung mit einem römischen Streitwagen am Achensee soll ein Pferd aus dem Maul geblutet haben. Es gilt die Unschuldsvermutung.

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