Alkoholkonsum

Lebenslange Schäden für Tausende Babys

Tirol
09.09.2019 13:30
Geistige Behinderungen, Verhaltensstörungen, Minderwuchs: Alkohol in der Schwangerschaft verursacht lebenslange Schäden beim Kind. Dennoch trinken in Österreich beinahe 50 Prozent der Frauen, während ein Baby in ihnen heranwächst. Rund 80 Kinder kommen in Tirol jährlich mit schweren Alkoholschäden zur Welt. Das Fetale Alkoholsyndrom (FAS) ist die häufigste Ursache für angeborene, geistige Behinderung – und zu 100 Prozent vermeidbar.

Ein Glas Sekt in Ehren kann man auch einer Schwangeren nicht verwehren. Falsch. Das vermeintlich unbedenkliche „Gläschen in Ehren“ trinkt das Baby im Mutterleib zwangsläufig mit, der Fötus hat schnell annähernd den gleichen Promillewert wie die Mutter. Da die Leber aber noch nicht vollständig entwickelt ist, braucht es zehn Mal länger um den Alkohol abzubauen. In den ersten Schwangerschaftswochen kann es deshalb zu Fehlgeburten kommen, aber auch danach sind die Folgen fatal.

Eine Heilung gibt es nicht
„Die Kinder leiden häufig an Fehlbildungen im Gesicht und Minderwuchs“, erklärt Angela Ramoni, Oberärztin an der Innsbrucker Frauenklinik. Hinzukommen Hör- und Schluckstörungen, Herz- und Nierenfehler. „Am gravierendsten sind die Auswirkungen aber auf das kindliche Gehirn“, sagt Ramoni. Intelligenzverminderung, verzögerte Sprachentwicklung sowie Verhaltens-, Lern- und Schlafstörungen sind die Folge.

Eine Heilung gibt es nicht. „Wird das fetale Alkoholsyndrom frühzeitig erkannt, kann man gezielt fördern, aber nicht rückgängig machen“, betont Ramoni. Die Behinderungen durch FAS sind zu 100 Prozent selbst gemacht. „Was den Konsum von Alkohol so gefährlich macht ist, dass es keinen Grenzwert gibt“, erklärt die Ärztin. Heißt: Schon kleinste Mengen können große Schäden anrichten.

Kein Grenzwert: Jeder Tropfen ist einer zu viel
Deshalb ist eine Alkoholgrenze in der Schwangerschaft und während der Stillzeit nicht verhandelbar. „Sobald eine Schwangerschaft geplant wird, heißt es zur Gänze auf Alkohol zu verzichten“, sagt Ramoni.

Die Akzeptanz von Alkohol ist das Problem
Aber warum konsumieren beinahe die Hälfte aller Schwangeren Alkohol, obwohl es doch eigentlich bekannt ist, dass man nicht trinken sollte? „Das ist ein gesellschaftliches Problem. Alkohol wird als Genussmittel, nicht als Droge, wahrgenommen. Viele Frauen denken, ein bisschen Alkohol schadet nicht, aber das stimmt nicht. Es braucht deshalb noch viel mehr Aufklärung“, so die Ärztin.

Wie wenig Bewusstsein herrscht, wird spätestens bei einem Blick auf die Zahlen klar: Jedes Jahr werden in Österreich schätzungsweise 1000 Kinder mit Alkoholschäden geboren. Rund 80 davon in Tirol. „Die Dunkelziffer ist aber weitaus höher“, sagt Ramoni. „Sind es nämlich nur leichte Schäden, wird es oft nicht diagnostiziert.“ Getrunken wird durch alle Gesellschaftsschichten und Bildungsniveaus. Besonders schlimm an FAS ist übrigens, dass die Betroffenen selbst merken, dass sie beeinträchtigt sind – und wissen, dass es zur Gänze vermeidbar gewesen wäre.

Anna Haselwanter
Anna Haselwanter
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