Maegdefrau wies am insgesamt fünften Verhandlungstag am Landesgericht Salzburg erneut jede Schuld von sich. Der 47-jährige, bisher unbescholtene deutsche Staatsbürger beantragte die "Ruhendstellung des Verfahrens und Weiterleitung an die Korruptionsstaatsanwaltschaft".
Der Angeklagte wurde in drei von vier Fakten schuldig gesprochen. Der Vorwurf, er habe Maschinen im Wert von 11.000 Euro verkauft, aber nur 1.000 Euro verbucht, wurde fallen gelassen. Einen Freispruch erhielt Maegdefrau vom Vorwurf der grob fahrlässigen Beeinträchtigung von Gläubigerinteressen.
Laut Anklage Mitschuld am Konkurs
Staatsanwalt Robert Holzleitner lastete in seiner Anklageschrift dem Ex-Eigentümer einen Schaden von zumindest rund 87.500 Euro an. Der diplomierte Wirtschaftsingenieur trage Mitschuld am Konkurs des Unternehmens im Sommer 2005, er habe die Zahlungsunfähigkeit grob fahrlässig herbeigeführt, einen übermäßigen personellen Aufwand betrieben und versucht, Firmen-Vermögensanteile beiseitezuschaffen. Das Beweisverfahren habe ergeben, dass sich die Vorwürfe tatsächlich so zugetragen hätten, sagte der Staatsanwalt.
Überweisungen aufs Privatkonto
Unter dem Punkt "betrügerische beziehungsweise versuchte betrügerische Krida" wurde Maegdefrau vorgeworfen, er habe 2005 eine 77.000 Euro hohe Vermittlungsgebühr von seiner Werbeagentur auf sein Privatkonto überwiesen. Weiters habe er versucht, 94.000 Euro an Repräsentations- und Reisekosten aus dem Firmenvermögen auf das Privatkonto zu transferieren. Die Überweisung sei aufgrund des Konkurses allerdings nicht mehr durchgeführt worden. Weiters soll der Angeklagte Firmenpatente nicht auf die Roco-Gesellschaft, sondern auf sich selbst angemeldet haben.
Laut Anwalt kein Schaden für Roco
Verteidiger Herbert Magreiter betonte erneut, dass sein Mandant weder einen übermäßigen Geschäftsaufwand betrieben noch eine betrügerische Krida zu verantworten habe. Bezüglich der Überweisung der Vermittlungsgebühr sei kein Schaden für Roco entstanden. Die Reise- und Repräsentationskosten rechtfertigte er damit, dass Maegdefrau reelle Leistungen erbracht habe, die über die Tätigkeit eines Geschäftsführers hinausgingen. Und bei den verkauften Maschinen habe es sich "fast um Schrott gehandelt, der nicht mehr als 1.000 Euro wert war". Der Abnehmer der Maschinen, ein aus Ägypten stammender Geschäftsmann, konnte am Montag als Zeuge wenig zur Aufklärung beitragen, weil er sich an den Kaufpreis nicht mehr erinnerte.
Schwere Vorwürfe gegen Raiffeisenverband
Der angeklagte Ex-Eigentümer erklärte vor der Urteilsverkündung, dass "der Raiffeisenverband Verträge zur Finanzierung der Roco-Gruppe gebrochen hat". In einer am 29. April 2005 getroffenen Grundsatzvereinbarung habe sich die Bank bereiterklärt, entsprechende Kredite zur Verfügung zu stellen. Demnach hätte er 20 Monate Zeit gehabt, um eine Neufinanzierung durchzuführen. Die Kredite seien aber im Juli darauf vorzeitig fällig gestellt worden. Er selbst habe immer gesetzeskonform und professionell gearbeitet "und alle Rechnungen korrekt ausgestellt".
Kritik am Verfahren
Kritik brachte der Angeklagte auch dem Schöffensenat entgegen: Ihm sei "das Wort abgedreht" worden, "das hat mit Wahrheitsfindung nichts mehr zu tun". Ein 300 Seiten langes Gutachten samt Beilagen sei in nur zweieinhalb bis drei Stunden abgehandelt worden, er selbst sei im Vorverfahren von der Staatsanwaltschaft gar nicht einvernommen worden, vom Gericht nur zwei Stunden lang. "Das verstößt gegen die Menschenrechte. Es ist erschütternd wie falsch die Anklageschrift ist. Ich habe den Konkurs von sechs Roco-Firmen nicht verursacht. Ich bin Opfer einer organisierten, kriminellen Vereinigung des Raiffeisenverbandes geworden. Aus heutiger Sicht gesehen war Roco damals eine best aufgestellte Firma."
Die Korruptionsstaatsanwaltschaft solle nun die Hintergründe des Konkurses aufarbeiten. Im Oktober 2005 habe eine vom Raiffeisenverband Salzburg "schon im Vorfeld" gegründete Auffanggesellschaft die Firma übernommen. Im Jahr 2006 wurde ein Umsatz von 30,8 Millionen Euro erzielt, im Herbst 2007 wurde Roco verkauft.
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